Ausbildung, Wissen und Bildung

Gestern kam ein Beitrag zu Südkorea in der Sendung „Neues“ auf 3Sat. Als Beispiel für rasantes Wachstum. Daneben war auch (Schul-)Bildung in Südkorea thematisiert und dass das Land vordere Plätze bei der PISA-Studie belegt hat. Alles in allem viel unreflektierte Freude über Hightech und boomende Wirtschaft.

Es wurde z.B. erwähnt, dass Bildung in Südkorea traditioneller Weise einen hohen Stellenwert besäße. Und dass junge Menschen neben dem Pauken in der Schule ganz selbstverständlich noch Nachhilfeunterricht nehmen. Ein Mädchen ging z.B. zu einem Kurs für „Schnelllesen“.

Das ist sicher ein guter Beitrag zu ihrer Bildung. Vielleicht sollte man einen Moment inne halten und mal drüber nachdenken, was wir unter Bildung verstehen. Zumindest hier in Europa. Das Eintrichtern von möglichst vielen Fakten, Schnelllesekurse, damit es noch ein bisschen schneller geht, gehört meines Erachtens nicht dazu. Sowas ist bestenfalls _Ausbildung_. Mit _Bildung_ assoziiere ich solche Dinge wie Nachdenken, Reflektieren, neue Verknüpfungen herstellen, kreatives Denken. Ein Gehirn ist keine Maschine, die man mit einfach so mit Daten füttern kann und dann entsteht daraus die Bildung. Erst einmal entsteht daraus dann (Fakten-)Wissen. Zum gebildeten Menschen ist es von hier aus noch ein langer Weg.

Ich bin ein Anhänger der „klassischen Bildung“. Wenn ich an Bildung denke, dann sehe ich den ollen Goethe durch Weimar spazieren und über Gott und die Welt nachdenken. Goethe als Universalgenie – heute sicher kaum mehr erreichbar, aber als Zielvorstellung immer noch tauglich.

Bildung soll doch den Menschen befähigen, ein kluges, (nach)denkendes Individuum zu machen. Und kein Rädchen in einer Wirtschaftsmaschine. Genau das ist aber das Ziel der sog. Bildung in Südkorea und vielen anderen asiatischen Staaten, die gerne als Vorbild in Bildungsfragen hochgejubelt werden. PISA kann und darf nicht der alleinige Maßstab sein.

Auch hier in Deutschland verkommt Bildung mehr und mehr zur reinen Ausbildung. Oberste Priorität hat die Verwertbarkeit für die Wirtschaft. Das Individuum in der Gesellschaft spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Mehr Wissen, mehr Fähigkeiten sollen in kürzerer Zeit aufgesogen und erlernt werden. Zum Nachdenken bleibt immer weniger Gelegenheit. Gerade in hektischen Zeiten ist das aber sehr wichtig.

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