Archiv für den Monat: August 2005

Am Horizont …

… ist Donnergrollen zu vernehmen.

Es tut sich was in der Blogosphäre. Nachdem es einen sog. Pro-westlichen-Heimatabend gegeben hat, blies Don Alphonso zum Angriff.

Leider hat man sich bisher, sowohl in den Blogeinträgen selbst aber noch stärker in den Kommentaren, eher auf Nebenkriegsschauplätze zurückgezogen. Da wurde dann über Äußerlichkeiten hergezogen, ein online stellen und wieder offline nehmen von Bilder kritisiert. Das kann man machen, wenn einem nichts mehr einfällt. Dabei gibt es inhaltlich genug zu diskutieren.

Wenn sich die Gewitterfront dann bildet, dürften etliche Blitze auch bei den Vulgärliberalen und Marktradikalen von der Muppetshow einschlagen.

Erkenntnisse am Sonntag

Nr. 1 Westerwelle für Anerkennung positiver Aspekte der DDR-Politik

Jetzt noch die Polikliniken dazu und dann hätten wir das auch mal wieder erwähnt. Achja, wäre das von einem ostdeutschen Politiker gesagt worden oder vielleicht sogar von von einem Ossi von der Straße, wäre das mal wieder „Ostalgie“ gewesen. So ist es nur Wahlkampf.

Nr. 2 Der wahre Kirchhof
Zwei Kostproben gefällig? Dann bitte mal lesen und nicht gleich übergeben:

„Die Mutter macht in ihrer Familie Karriere, die nicht Macht, sondern Freundschaft verheißt, nicht Geld, sondern Glück bringt.“
Welt am Sonntag, 31.03.2002

„Der Vater findet seine Identität, wenn er die ökonomischen Grundlagen der Familie beschafft und die Kinder in ihrer Zugehörigkeit zu Familie, Staat, marktwirtschaftlicher Ordnung, Kulturgemeinschaft und Kirche erzieht.“
Welt am Sonntag, 31.03.2002

Ja, die Jahreszahlen stimmen. Das sind Zitate von 2002, nicht von 1902.

[gefunden in Lummaland]

genervt wegklicken

Ich bin bekennender Anhänger von einfach gestalteten Webseiten. Klares Layout, möglichst wenig Bilder, nichts darf blinken oder sonstwie unnötig vom Lesen abhalten. Und Flash sollte außerhalb von netten Spielen sowieso tabu sein.

Es gibt immer noch Webdesign-Agenturen, die offenbar nicht verstanden haben, wie eine Website aufgebaut ist: nämlich in (X)HTML. Grafiken oder Bilder sollten nur schmückendes Beiwerk sein, damit die Site nicht so langweilig aussieht.

Manche haben aber den Schuss nicht gehört und klatschen dann solch eine Site ins Netz: www.filmpark-babelsberg.de. Man mag es kaum glauben, aber die ganze Site enthält nur einen einzigen Textlink: zum Impressum (das muss auch so sein). Der Rest: nur Bilder (Bildanzeige im Browser ausschalten man erhält ganz neue Ansichten). Gaaanz viele Bilder, die jeden 56k-Modem-User vor Freude hüpfen lassen. Ins Netz gestellt Verbrochen hat das diese Agentur.

Aber nicht nur, dass solche Seiten nutzerunfreundlich sind, sie sind auch Suchrobot-unfreundlich. Die indizieren nämlich nur HTML und ignorieren JavaScript oder Flash und Texte in Bilder können sie auch nicht lesen. Guckt man sich aber den Quelltext an, gibt’s da für den armen Robot nicht zu indizieren.

Auf der Website dieser seltsamen Web“design“agentur heißt es lustigerweise dann sogar:

Gerne erstellen wir Ihnen für Ihre Webseite optimierte Grafiken und Banner. Denn eines ist klar: Die Ladezeit Ihrer Seite hat großen Einfluss darauf ob Ihre User auf Ihrer Webseite bleiben oder genervt wegklicken.

In diesem Sinne: wir klicken gernervt weg.

auflösungsgerichtete Vertrauensfrage

Das Bundesverfassungsgericht hat heute also doch die Auflösung des Bundestages durch Horst Köhler nach der „unechten Vertrauensfrage“ von Kanzler Schröder für rechtens erklärt.

Allerdings haben sieben von acht Verfassungsrichter des 2. Senats Schröders Weg deutlicher gebilligt, als ich es gedacht hätte. Ich war eher von Zähneknirschen oder Bauchschmerzen ausgegangen. Die Richter haben sich aber durchaus eine Menge Gedanken gemacht über Art. 68 GG und dessen Bedeutung. Ihre Argumentation ist schlüssig, wenn man die am Anfang aufgestellten Prämissen (u.a. mangelnde Handlungsfähigkeit des Kanzlers bei schwacher Mehrheit und widerspenstigen Abgeordneten) teilt. Weiterlesen

Vorfahrt des Wassers

Im jetzigen Wahlkampf spielen Umweltschutz und Klimaschutz keine Rolle. Alles wird zugekleistert mit dem Slogan „Vorfahrt für Arbeit“. Die Natur zeigt uns mit aller Brutalität, wer und was hier wirklich Vorfahrt hat. Arbeit ist aber nicht alles, wenn einem das Wasser im Wortsinne bis zum Hals steht. Steigende Energiekosten werden als Problem für die Wirtschaft und die Binnennachfrage diskutiert, aber nicht als Ergebnis einer zu hohen Nachfrage nach einer endlichen Ressource. Erst wenn die Katastrophe da ist, dann wird das Thema Umweltschutz wieder aktuell.

Ist das Wasser dann wieder weg, werden Dämme erhöht oder neugebaut. Die können zwar die Überflutungen von Städten und Häusern verhindern, lösen aber das eigentliche Problem nicht. Bei den jetzigen Überschwemmungen ist das Problem allerdings weniger das Kanalisierungen und Begradigen von Flüssen gewesen, wie es besonders am Rhein der Fall ist. Es fiel einfach zuviel Wasser in zu kurzer Zeit vom Himmel.

Wird sich nach diesem Hochwasser etwas ändern im Denken der Menschen? Wird die Mehrheit der Menschen weniger Auto fahren? Werden Menschen darüber nachdenken, was die Zunahme des Ferienflugverkehrs für die Umwelt bedeutet?

Ich möchte ein brummende Wirtschaft nicht verteufeln. Ich möchte Flugreisen nicht schlechtreden, den Warenverkehr auch nicht. Aber wir müssen uns fragen, ob wir uns das alles leisten können, solange wir die dafür benötigte Energie aus fossilen Brennstoffen holen. Wenn die Energie aus regenerativen Quellen gewonnen wird, dann habe ich nichts mehr gegen Verkehr.

Regenerative Energien könnten den Energiebedarf der Menschheit nicht decken, heißt es. Aber was ist denn die Alternative? Gehen dann die Lichter aus, sobald kein Öl oder Gas oder Uran mehr in der Erde ist? Je schneller wir weg kommen von fossilen Energieträgern, desto besser für Umwelt _und_ Wirtschaft.

Solche Themen sind nicht gerade _en vogue_. Die Ökonomisierung großer Teile der Gesellschaft und des politischen Denkens haben in den letzten Jahren zugenommen. Arbeit, Steuern, Wirtschaft sind aber nicht alles, das führen machen Hochwasserereignisse deutlich.

Hotel Teenie-Gothic

Bei Viva läuft das Video (als Stream hier)
zur Single „Durch den Monsun“ der Band _Tokio Hotel_ seit einigen Tagen. Ich hab das so
nebenher gesehen und mich eigentlich nur gefragt, ob der Sänger nun
männlich oder weiblich ist. Außerdem fand ich die Mitglieder der Band
reichlich jung und das Video billig. Denk ich mir aber erstmal nix
dabei, kommt ja viel Schrott auf den Markt.

Aber das scheint sich zu ner Gothic-Teenie-Band auszuwachsen. Bin heute über diesen Blogeintrag
gestolpert, in dem die Band etwas verrissen wird. Danach kommt ein
Aufschrei der Fans, die die Bandmitglieder natürlich „voll süüüß“
finden. Herr Shhh schreibt passend dazu:

Einfach süß.

Das ist wie mit Baldrian und Katzen. Ich glaube, die bei der Universal
wissen das. Die machen das absichtlich. Ich wünsche dem Produktmanager
von tokio Hotel eine 14jährige Tochter an den Hals.

Die Bandmitglieder sind zwischen 15 (!) und 18 Jahren alt. Die Texte
werden wohl (teilweise) vom Leadsänger Bill Kaulitz, er ist einer der
zwei fünfzehnjährigen, selbst geschrieben. Zusammengecastet ist die
Band allerdings nicht, sondern hat schon einige Zeit als _Devilish_ Musik in Magdeburg gemacht.

Mich erinnert TH am ehesten noch an _Him_,
freilich alles eine Generation jünger. Ist die Band unglaubwürdig? Oder
singt einer hier ein 15jähriger über das, was 15jährige bewegt? „Durch
den Monsun“ klingt eher nach Pseudotiefsinn, wenn man sich die Lyrics anguckt. Kann man in dem Alter überhaupt über was anderes schreiben?
Jeder hat in dem Alter Gedanken, aber die meisten haben sie für sich
behalten oder unter Freunden ausgetauscht. Das war wohl auch,
rückblickend betrachtet, besser so. Oder ist das arrogant
gedacht von mir? Dann stellt sich trotzdem die Frage, sollte man eine
Band mit so jungen Menschen in die raue Musikwelt stoßen? Wäre es
nicht besser gewesen, sie würden noch weiter durch Clubs tingeln?

Jedenfalls: sollte TH Erfolg haben, dann steht uns wohl eine neue Welle „voll süßer“ Gothic-Teenie-Bands bevor.

[via: medienrauschen]

Galaktische Haare

Im Weltall ist das so eine Sache mit den Maßstäben. Da ist alles riesig und seeeehr weit voneinander entfernt. Deshalb verbieten sich eigentlich Vergleiche, die andeuten, dass es nicht so ist. SpOn macht das aber trotzdem:

Im April 2029 wird ein Asteroid haarscharf an der Erde vorbeischrammen.

Haarscharf also. Ein Haar ist ungefähr 0,1 mm dick. Sagen wir mal, im Weltall ist alles eine Million Mal größer als hier auf der Erde. Das sind dann 100.000 mm oder 100 m. Kommt der Asteroid also bis auf 100 m an die Erde heran?

Nein, natürlich nicht:

In einer Entfernung von lediglich 30.000 Kilometern wird er vorbeiziehen, was weniger als dem dreifachen Durchmesser der Erde entspricht.

Bei 30.000 km noch von „haarscharf“ zu reden, ist BildNiveau.

Kompetente ohne Schatten

Wozu benennt Merkel für die letzten 30 Tage noch ein Kompetenzteam, wenn sie selbst sagt, dass es kein Schattenkabinett ist? Dieter Althaus, der Kompetente für den Osten, hat auch gleich erklärt, wer wird kein Ministeramt in der Bundesregierung übernehmen. Wozu das große Bohei?

Paul Kirchhof kommt mir vor wie 1998 Jost Stollmann im Schattenkabinett von Schröder. Schröder wollte den jung und dynamisch wirkenden Unternehmer als Wirtschaftsminister haben. Die SPD wollte den forschen Mann aber nicht haben und so wurde stattdessen Werner Müller Wirtschaftsminister. Ähnlich wird es Kirchhof ergehen. Er ist viel zu akademisch für einen Ministerposten, er hat zu wenig „Stallgeruch“und sein Modell ist viel zu radikal für die CDU, als dass man ihm diesen wichtigen Posten hinterherwerfen würde. Er ist Zierrat im Kompetenzteam von Merkel, aber sicher kein Schattenfinanzminister.

Als nächstes Wolfgang Schäuble: Er ist der Kompetente für Außen- und Sicherheitspolitik. Dass er Ahnung davon hat, bestreitet wohl kaum jemand. Als Außenminister kann ich mir ihn auch gut vorstellen. Allein, die FDP dürfte was dagegen haben, denn sie wollen das Außenamt für sich und ihr Wolfgang Gerhardt kann es sicher kaum erwarten, Joschka Fischer von dort zu vertreiben. Schäuble sollte auch schon Bundespräsident werden. Doch das wurde dann Köhler. Wieder steht Schäuble auf verlorenem Posten.

Zu Beckstein hatte ich ja schon was geschrieben. Der Rest der Mannschaft ist eher unspektakulär, so dass ich mir hier an dieser Stelle einen Kommentar spare.

Upgrade auf 1.5.2

Letzte Nacht ist WordPress 1.5.2 erschienen (Changelog). Das machte ein Upgrade nötig, ich möchte ja schließlich up-to-date sein. ;-)

Ich habe mich dabei an diese Anleitung gehalten und dem ersten Augenschein nach hat auch alles geklappt. Alle Einstellungen und alle Veränderungen an meinem deutschen WordPress sind offenbar erhalten geblieben. Die Permalinks funktionieren auch noch, die .htaccess musste dazu nicht mal erneuert werden. Nur die deutsche Sprachdatei habe ich erneut hochgeladen. Hätte ich wahrscheinlich nicht mal löschen brauchen.

Der Rapper und sein Kuchen

Was macht ein richtig cooler Rapper, wenn er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kiffen darf? Er futtert Omas Rosinenkuchen. Mit Papiertischdecke darunter. Damit man beim Krümeln den Tisch nicht dreckig macht.

Sehen kann man das alles in einer selbstgedrehten Videobotschaft (23 MB, .wmv) des Terroristen Rappers Eko Fresh, das sein Label (?) German Dream Entertainment veröffentlicht.

Er erzählt darin in formvollendetem Deutsch u.a. von seinem Lungenriss, den er sich nach „einer kleinen Rangelei“ auf einer Party zugezogen hat. Danach musste er ins Krankenhaus und musste dort sterbende alte Frauen auf der Intensivstation und Klingeltonwerbung seines liebsten Feindes Kool Savas ertragen.

Interessant ist das Video vor allem wegen 1.) des tollen Ambietes mit besagtem Rosinenkuchen und Papiertischdecke mit Garderobenständer im Hintergrund und 2.) wegen Ekos Ausdrucksweise. Von einem erwachsenen Mann kann man sowas wie Satzbau erwarten, denke ich. Eko redet aber ohne hörbare Interpunktion. Statt Kommas und Punkten nimmt er lieber „Alder“ und „blabla“. Das ist viel cooler. Dass dabei die Verständlichkeit auf der Strecke bleibt, ist wohl unwichtig.

Vielleicht verstehen ihn seiner Jünger aber auch. Liest man sich die Kommentare zu den „Newz“ (mit z, weissde alder) von German Dream durch, unterscheiden die sich in nichts von Ekos Gebrabbel.

P.S.: Kurzzeitig war der Wikipediaeintrag über Kool Savas … nunja … verändert worden. (Screenshot)

[via: krank?]

Nachtrag: Es könnte allerdings auch sein, dass der Rosinenkuchen gar kein Rosinenkuchen ist, sondern Hasch-Muffins mit neuer, verbesserter Rezeptur. Mit der alten sicher nicht mehr, denn damit hatte Eko eher schlechte Erfahrungen gemacht.