Discovery, Vertrauensverlust und Gitarrenmusik

Der ehemalige Astronaut und heutige Professor Ulrich Walter ist sich offenbar nicht einig, ob die Spaceshuttle noch sicher sind und ob ein Flug ins All mit ihnen ungefährlich ist.

Im Interview mit dem Spiegel, online seit dem 1. August, sagt er:

SPIEGEL: Hand aufs Herz, würden Sie heute noch in einen Shuttle einsteigen?

Walter: Jeder Astronaut fliegt für sein Leben gern ins All. Aber solange die Nasa die Sicherheitsprobleme nicht gelöst hat, würde ich mich nicht wieder in einen Shuttle setzen – und auch sonst kein Astronaut. Das Vertrauen ist nachhaltig gestört.

SPIEGEL: Wie riskant war denn der Start der Raumfähre „Discovery“ am vorigen Dienstag wirklich?

Walter: Wie beim „Columbia“-Unglück vor zwei Jahren fiel vom Außentank wieder ein großes Schaumstoffteil ab. Diesmal ist unter anderem deshalb nichts passiert, weil sich der Isolierschaum erst in 60 Kilometer Höhe löste. In der dünnen Luft dort oben war der Fahrtwind zu schwach, um das Trümmerstück auf ein gefährlich hohes Tempo zu beschleunigen. […]

Klingt ja so, als wäre es total gefährlich und er würde sich niemals mehr in so ein Shuttle reinsetzen. Hören wir mal, was Walter zu diesem Thema am 2. August im heute-journal, mit breitem Grinsen im Gesicht, gesagt hat:

Marietta Slomka: Herr Walter, angesichts all dieser Probleme mit der Discovery, würden sie noch heute freiwillig in dieses Discovery-Shuttle steigen?

Walter: Wenn sie mich fragen, ob ich jetzt gerne da oben sein würde, ich würde sagen: Sofort, ja, ich würde gerne die Reparaturarbeit, die morgen ansteht, machen.

Slomka: Für wie gefährlich halten sie denn diese Notreparatur?

Walter: Der Astronaut Robinson hat heute in einem Gespräch gesagt, es ist eine heikle, aber einfache Reparatur. Die Betonung liegt auf einfach. […]

Slomka: Und sie machen sich gar keine Sorgen, dass da was schiefgehen könnte?

Walter: Nicht das Geringste! […]

Slomka: Also keine Gefahr, dass es zu einer solchen Katatrophe kommen könnte, eben mit diesen Hitzeschutzkacheln wie bei der Columbia.

Walter (kopfschüttelnd): Hier haben wir ein absolut anderen Fall. […] Es besteht nicht die geringste Gefahr.

Slomka: Und Sie meinen, die Astronauten, die jetzt da oben im All sind, machen sie auch keine Sorgen? […]

Walter: Sie werden wahrscheinlich das machen, was inzwischen Tradition auf der ISS ist: Sie werden sich die Gitarre rausholen und zusammen abendessen.

Hupsa, das klingt aber dann doch ganz anders als im Spiegel-Interview, Herr Prof. Walter. Können sie sich mal entscheiden, ob es nun gefährlich ist und die Astronauten vor lauter Angst kein Shuttle mehr besteigen würden oder nun guter Laune sind und Gitarre spielen.

Vielleicht sollte er bei der nächsten Interviewanfrage des Spiegel erst einmal genauer recherchieren, bevor er dem Redakteur geistige Schnellschüsse durchs Telefon diktiert.

Heute hat der Astronaut Robinson nämlich, wie gestern von Walter im heute-journal gesagt, das Füllmaterial einfach so herausgezogen.

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