Archiv für den Monat: September 2006

ai: Auch Kriegsverbrechen von der Hisbollah

Nach den Untersuchungen zu Mitteln der israelischen Armee im Libanon-Krieges hat nun amnesty international auch die Mittel der anderen Seite, der Hisbollah, unter die Lupe genommen. Und stellt fest: auch von der Hisbollah sind Kriegsverbrechen verübt worden.

Wie schon im ersten Bericht wird auch hier wieder die UNO aufgefordert, Untersuchungen aufzunehmen.

Papst von Muslimen missverstanden?

Mal wieder große Aufregung, der Papst zieht angeblich über die Muslime her. Er hat eine Rede gehalten vor Wissenschaftlern und diese Rede ist ein theologischer Exkurs. Also was von einen Fachmann gerichtet an Fachmänner.

Das lässt sich wohl schnell missverstehen. Man kann den Papst wohl auch anders verstehen, das klingt dann aber schnell sehr nach einem theologischen Seminar. Herbert A. Gornik, Fachmann für Religion beim Deutschlandfunk, erklärte (.mp3) vorhin im Deutschlandfunk, wie man die Papstworte noch verstehen kann. Nämlich ganz anders. Als eine kritische Anmerkung zu Gewalt in Religionen, in jeder Religion, auch dem Christentum.

Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man die Papstworte nun richtig verstehen sollte. Theologie ist nun wirklich nicht mein Gebiet und ich möchte mich auch nicht für den Papst in die Bresche werfen. Wollte hier auch nur eine andere Sichtweise präsentieren. Falls gleich wieder der Kampf der Kulturen ausgerufen wird.

Jörg-Olaf im Haifischbecken

Da ist er aber tapfer ins Haifischbecken gesprungen, der Jörg-Olaf. Im Becken tummeln sich gefräßige Gegner GEZ-Gebühren-Erhebung auf PCs.

Ich spring zwar nicht mit ins Becken, aber vom Beckenrand aus rufe ich ihm zu: ja, du hast recht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört auch ins Internet. Die Infoangebote der Privaten kann man knicken und nur SpOn will man ja auch nicht lesen. Gerade das Angebot der ARD und der Stream fast aller ö-r Radiosender rechtfertigt die Radio-GEZ-Gebühr für PCs. Sollte es beim Fernsehen mal ähnlich sein. Ich halte die ganze Debatte ansonsten für reichlich aufgeblasen, denn kaum jemand muss mehr bezahlen als zuvor.

Eva Herman wird zerpflückt

Eva Herman lässt mich irgendwie nicht los. Heute nacht habe durch Zufall Johannes B. Kerners Wiederholung der Sendung mit Eva Herman gesehen. Eva Herman und Kerner – kann ja eigentlich nur eine nette Plauderei sein über ihr neues Buch und den Cicero-Artikel. Kerner ist nicht dafür bekannt, unbequeme Fragen zu stellen. Wenn es ernst wird, zieht er sich ja meistens auf seine „Man wird ja wohl mal fragen dürfen“-Position zurück und damit die Schärfe aus jeder Debatte auch gleich wieder heraus.

Aber diesmal – nein. Kerners Redaktion hatte ihrem Chef diesmal 4 Gäste an die Seite gesetzt, die Lust auf Konfrontation und Freude am offenen Disput hatten: Kim Fischer, Renan Demirkan, Prof. Gertrud Höhler und als Quotenmann Michael Jürgs.

Alle vier hatte ihre Rolle: Kim Fischer als Enddreißigerin ohne Mann und Kind, Renan Demirkan als streitbare berufstätiger Mutter, Gertrud Höhler für den gehobenen Sachverstand und die gepflegte Diskussion und Jürgs eben als Quotenmann. Nach einem eher harmlosen und banalen Einstieg durch Kerner, bei dem sich die Diskutanten auch weigerten, näher drauf einzugehen, ging es dann munter zur Sache. Doch dann wurde die Diskussion sehr munter. Keiner der 4 Gäste mochte Hermans Thesen teilen oder verteidigen, Frau Herman stand auf ziemlich verlorenen Posten.

Kluge Argumentationen statt Gefühltem kam dann auch in erster Linie von Gertrud Höhler, die sich mit dem Thema „Frau in der Gesellschaft bzw. Berufswelt“ schon länger beschäftigt als Frau Herman. Allerdings mit der diametral anderen Ansicht, nämlich dass Frauen gerade wegen ihrer Andersartigkeit in die Berufswelt gehört, für diese sie aufgrund höherer sozialer Kompetenz vielfach besser geeignet ist und eine Bereicherung darstellt. Sie warf Frau Herman vor, ein „Jammerbuch“ geschrieben zu haben. Statt die Frau zu Hause einzusperren und der beruflichen Männerwelt vorzuenthalten, wolle sie lieber mehr gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um eben das offenkundige Karrierehemmnis „Kind“ zu entschärfen.

Jürgs sprach von einem Buch, mit dem sich Frau Herman offenbar einer Selbsttherapie unterzogen habe und von missionarischer Ereiferung. Besonders Frau Demirkan wandte sich gegen die Verallgemeinerung im Buch, dass Frau Herman für alle Frauen spräche.

Frau Herman geriet ziemlich unter Druck. Ihre Argumente, besonders aber ihre Schlussfolgerungen, ihre Ursachenanalyse bestehender gesellschaftlicher Gegebenheiten und ihre Lösungsansätze dafür, wurden ihr zerpflückt, die Widersprüchlichkeit und Dummheit gezeigt.
Fast zum Ende, beinahe schon resigenierend, zog sich Frau Herman darauf zurück, dieses Buch geschrieben zu haben, weil sie „die Wahrheit“ erkannt habe. Es ist also ein missionarisches Buch.

Ein Stream der Sendung ist auf den Seiten des ZDF verfügbar.

Schrumpfung bei Spreeblick

Der Speeblick-Verlag hat 8 Weblogs. Oder sind es sogar 9, weil Fooligan von sich selbst sagt, dass sie dazu gehören? Scheint so, denn in der Sidebar von Spreeblick taucht Fooligan auf, nur in der Info-Übersicht nicht. 4 Blogs davon sind mehr oder weniger tot.

trashkurs.de: Letzter Eintrag am 2. November 2005
antifreeze.de: Letzter Eintrag am 1. Mai 2006.
zoomo.de: Letzter Eintrag am 26. Juli 2006
lautgeben.de: Letzter Eintrag am 29. Juli 2006, davor auch nur sporadische Aktivität.

Ist das ein kalkuliertes Schrumpfen? Hat man keine Lust, kein Interesse, keine Kraft mehr am bzw. zum Aufbau einen Weblog-Netzwerkes? Spreeblick selbst läuft ja offenbar wie geschmiert, wenn man sich die Kommentare anguckt. Aber das färbt wohl nicht auf die anderen Weblogs ab.

Technorati nervt

Eine ganze Weile ging es ganz gut mit Technorati. Da kamen meine Pings zuverlässig an und beim Suchen wurde mein Blog entsprechend auch gefunden. Seit einiger Zeit kommen meine Pings mal mehr, mal weniger durch. Meistens eher weniger. Auch das manuelle Pingen hilft dann nicht immer weiter, Technorati ignoriert weiterhin Artikel von mir.

Dass meine Pings prinzipiell rausgehen, sehe ich ja an den anderen Pingdiensten, bei denen meine Pings ankommen. Meine Beiträge erscheinen ja auch kurz nach Veröffentlichung in der Google-Blogsuche. Die greift ja die Pings bei anderen Diensten ab. Google selbst nennt als Weblogs.com als Möglichkeit, um in die Suche aufgenommen zu werden.

Wenn es mir mit den Pings so geht, wird es anderen auch ähnlich gehen, denke ich. Also sind die Suchergebnisse höchstens ein Teil der in der Blogosphäre veröffentlichten Artikel. Ich werde wohl häufiger die Google-Blogsuche nehmen.

Tröpfelndes Wissen

Am letzten Samstag saßen in Berlin auf dem Bebelplatz 112 Denker an einem großen Tisch und gaben Antworten. Auf 100 Fragen, die die Menschheit bewegen. Sagen die Macher des Projektes „Tröpfelndes Wissen“ (droppingknowledge.org). Macht 11.200 Antworten.

Die Website ist für’n Arsch. Die Antworten sind als Flashseiten realisiert, man kann keinen der Denker direkt verlinken. Ich kann auch keine Liste der Fragen oder Liste der Antwortenden finden. Die Liste der „Visionäre“ hab ich nun versteckt unter „About Us“ gefunden. Eine Liste der 100 Fragen vom Samstag kann ich immer noch nicht finden. Stattdessen kann ich die Antwortenden wie auf einem Glücksrad rotieren lassen. Die Antwortfilme dauern dann ewig, bis sie geladen sind. Mitmachen kann man irgendwie auch, aber dazu hab ich schon keine Lust mehr, weil die Seite dermaßen verbastelt ist, dass es keinen Spaß macht, sich dort länger aufzuhalten.

Sowas kommt wohl heraus, wenn Künstler (die drei Gründer sind welche) etwas Bedeutendes machen wollen: sie laden gute hundert vermeintliche Visionäre an den Tisch, von denen man kaum jemanden kennt und lässt sie dann Antworten auf Fragen in eine Kamera sprechen. Dann packt man das ganze auf eine nahezu unbedienbare Webseite und lässt die Leute hilflos durch Videos und Flashanimationen stolpern.

Heraus kommt gar nichts. Besonders keine lebende Bibliothek, wie es der Anspruch der Seite sein soll. Wenn eine Bibliothek so unaufgeräumt und ungeordnet wäre, dann würde keiner was finden und das Wissen würde in den Regalen vergammeln. Da würde das Wissen dann nicht mal mehr tröpfeln.

„Sabine Christiansen“ mit Unwucht

Ok, das weiß eigentlich jeder, der ab und zu mal „Sabine Christiansen“ guckt, dass dort oft die gleichen Leute aus der Politik sitzen und dann eins, zwei sogenannte Experten.

Die Politiker, glaube ich mal, beachtet eh keiner. Die wiederholen nur am Sonntagabend das, was sie die letzte Woche über auch schon erzählt haben. Interessiert keinen, nimmt wohl kaum jemand mehr ernst. Umso wichtiger sind da die eingeladenen Experten. Sie umweht der Hauch der Unparteilichkeit und des Sachverstandes. Dann sind das vielleicht noch Professoren und schon glaubt der Sabine-Christiansen-Zuschauer, dass der Fachmensch doch Recht haben muss.

In der Praxis sieht das anders aus. Da gibt es eher wirtschafts- und marktliberale und dann eher linke Fachleute, die nicht gleich den Sozialstaat abschaffen wollen. Wie sieht es denn mit der Wichtung der Lager der eingeladenen Fachleute bei Sabine Christiansen aus? Das hat der Transparenzverein „Lobby Control“ jetzt in einer Studie untersucht.

Ergebnis: Sabine Christiansen hat eine Unwucht, die eingeladenen Gäste sind eher neoliberal. Ok, das Gefühl hatte ich beim Gucken bzw. Betrachten der Gästeliste auch oft. (Ja, ich hab Sabine Christiansen eine ganze Weile regelmäßig geguckt, Asche auf mein Haupt. Inzwischen geht mir das Geschwätz zumindest der Wirtschaftsthemen auf den Nerv.)

„Christiansen spielt die Stichwortgeberin für einen neoliberal geprägten Reformdiskurs“, ergänzt Heidi Klein. Insbesondere bei Sendungen zu wirtschaftlichen oder sozialstaatlichen Reformen kämen marktliberale Wissenschaftler deutlich häufiger zu Wort als ihre Kollegen mit alternativen Standpunkten. „Von den zehn Wissenschaftlern, die um ihre Expertenmeinung gefragt werden, stehen sieben in direktem Zusammenhang mit marktliberalen Organisationen oder Denkfabriken“, erläutert Klein.

Was für eine Mission die Gäste vielleicht noch haben könnten oder wessen Herren sie außer der Uni oder ihrem Hauptarbeitgeber sie sonst noch dienen, wird dem Zuschauer nicht mitgeteilt. Die Kenntnis über Think Tanks und ihre Einflussnahme ist in Deutschland eh noch wenig verbreitet, da will Sabine Christiansen auch gar nicht erst mit anfangen.

Neben der Unausgewogenheit des Gäste- und Themenspektrums bemängelt LobbyControl die fehlende Transparenz über die Hintergründe der Gäste. Verbindungen einzelner Gäste zu Denkfabriken und Kampagnen wie der Stiftung Marktwirtschaft, der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft oder Unternehmen z.B. aus der Versicherungsbranche würden nicht genannt. „Damit werden den Zuschauern wichtige Informationen vorenthalten, mit denen sie sich ein eigenes Bild von den vertretenen Positionen machen könnten“, kritisiert Ulrich Müller.

Der „Spiegel“ hat es vorgemacht. Dort gibt es seit 10 Jahren auch nur neoliberale Rezepte verordnet.

Angriffe auf die Bundeswehr in Afghanistan bleiben geheim

Wie viele Angriffe es auf die Bundeswehrsoldaten in Afghanistan schon gegeben hat, darf die Öffentlichkeit nicht erfahren.

Das sagt das Einsatzführungskommando der Bundeswehr gegenüber dem Zeit-Redakteur und Blogger Jochen Bittner. Angeblich seien das operative Details, würden die Sicherheit der Soldaten gefährden und werden deshalb nicht veröffentlicht. Ist eine Anweisung vom neuen Waffenminister Jung.

Was soll an der Zahl der Angriffe geheimhaltungsbedürftig sein? Das ist eine Zahl, die potentiellen Terroristen nichts bringt. Aber natürlich könnte es der Stimmung in der Bevölkerung schaden, die denkt, da unten sei alles in bester Ordnung:

Was die Bundeswehr pauschal preisgibt, ist indes:
Die Anzahl der Anschläge habe sich “signifikant” erhöht. Im ersten Halbjahr 2006 sei sie bereits höher als im Gesamtjahr 2005.

Am Ende kommt es doch raus (hoffentlich). Dem Parlament ist die Bundeswehr rechenschaftspflichtig, es wird sich doch noch ein Parlamentarier finden, der die Wahrheit ans Licht bringt.

Jetzt aber Butter bei die Fische

Nachdem es nun offiziell ist, dass die USA geheime Gefängnisse haben, in denen sie Verdächtige entgegen jeder rechtsstaatlicher Praxis festhalten, will ich nun aber wissen, wo diese Gefängnisse sind. Und welche Regierung bei dieser Schweinerei mitmacht.

EU-Parlament und Europarat haben das gleiche Interesse:

„Wir müssen wissen, ob es auf Seiten der Regierungen von EU-Staaten oder Staaten, die nach einer EU-Mitgliedschaft streben, eine Komplizenschaft mit diesen illegalen Taten gab“, erklärte der deutsche Abgeordnete Wolfgang Kreissl-Dörfler, Obmann der europäischen Sozialdemokraten im CIA-Sonderausschuss des Parlaments. Dabei nannte er konkret Polen und das Beitrittsland Rumänien, die im Verdacht stehen, mit dem US-Geheimdienst CIA zusammengearbeitet zu haben.

Ich würde auch gerne wissen, wer im „neuen Europa“ so richtig weit in den Arsch von Bush gekrochen ist und Geheimgefängnisse zugelassen hat. Jetzt bitte keine Schüchternheit. Nicht erst mit stolzer Brust in die Koalition der Willigen eintreten und dann hinterher den Dreck unter den Teppich kehren. Also, Hand hoch, wer war dabei?