Broder lesen macht doof

Früher, ja früher, da war alles besser. Bevor das Internet da war. Da konnte nur eine Handvoll Journalisten bequem und einfach Meinungen an andere Menschen verbreiten. Alle anderen mühten sich mit Leserbriefen oder Flugblättern und in Kneipenrunden ab.

Eine Meinung billigte man dem gemeinen Volk zwar zu, aber – bitteschön – behaltet sie für euch. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder jetzt seine Meinung verbreiten kann?! Ja, wir haben zwar Meinungsfreiheit, aber bitte, Herrschaften, lebt sie doch nicht aus:

Wenn jeder Mensch jederzeit seine Meinung äußern kann, ohne einen Fuß vor seine Küche setzen zu müssen, dann löst sich die Meinungsfreiheit in Kakophonie auf.

Broder stellt sich damit neben Remy Martin Jean-Remy von Matt mit seinen Klowänden („Was berechtigt eigentlich jeden Computerbesitzer, ungefragt seine Meinung abzusondern?“).

Das muss doch den vermeintlichen Meinungseliten schwer wehtun, dass es nun jedem Menschen so einfach wie nie möglich ist, selbst zu sagen, was ihn umtreibt, was ihm stinkt und was er so denkt.

Weiter bei Broder:

Dass eine psychotische Nervensäge im Rahmen einer Talentshow zum „Superstar“ avancieren kann, zeugt nicht von einer Demokratisierung der Gesellschaft, sondern von ihrer Entkernung.

Waren wir nicht eben noch beim Internet, Herr Broder?! Jetzt sind wir plötzlich beim Fernsehen angelangt. Wird das nicht von der vermeintlichen Infoelite – Journalisten und Redakteuren – gemacht?
Kübelbock ein Superstar – ja, war schreibt ihn denn hoch, wer hält ihm denn ständig das Mikrofon vors Gesicht? Das sind doch nicht die kakophonischen Internetschreiberlinge.

Kam es in einer vertikal organisierten Gesellschaft früher darauf an, Durchlässigkeit und ein Ende der Privilegien zu fordern, geht es heute in einer horizontal verfassten Gesellschaft darum, wieder Grenzen zu ziehen, auf Abständen zu bestehen und qualitative Unterschiede zu betonen.

Ja, Qualität ist super. Ich würde gerne mehr Qualität in der täglichen Presse lesen und im täglichen Fernsehen sehen. Ist aber nicht der Fall. Umso besser, dass es eine Gegenöffentlichkeit im Internet gibt.

4 Gedanken zu „Broder lesen macht doof

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