Kurztest Google Chrome: vermisste Firefox-Erweiterungen und Datenschutzbedenken

Auch wenn Beiträge wie diese heute und den nächsten zu Tausenden zu lesen sein werden – hier mein erster Eindruck von Googles Browserneuvorstellung „Chrome“.

Gerade eben, um 21 Uhr deutscher Zeit, konnte man ihn herunterladen. Die Setup-Datei ist nur knapp 800 kB groß, der Rest wird während der Installation nachgeladen. Erster Minuspunkt: Der Installer fragt mich nicht, wo er Chrome hininstallieren soll. Sowas kann ich gar nicht leiden.
Danach bietet Chrome an, Einstellungen, Passwörter und Bookmarks vom Firefox (wahlweise auch anderer Browser) zu übernehmen. Klappt gut.

Chrome im Einsatz: Ich vermisse meine Firefox-Erweiterungen. Besonders Adblock Plus und meinen Feedreader Newsfox. Tab Mix Plus würde ich wohl, neben anderen liebgewonnenen Extensions, bald auch vermissen.
Die Geschwindigkeit ist gut, besser als beim Firefox. Liegt aber sicher auch zum Teil am Adblock, das jede Webseite ja durchgeht, mit Filtern abgleicht, um Werbung rauszuschmeißen. Aber ohne Adblock surfen – nein, das geht gar nicht (SpOn ohne Werbefilter ist ja furchtbar). Klares KO-Kriterium gegen Chrome.
Deutlich schneller ist Chrome allerdings auf der Schreiben-Seite von WordPress. Die ist ja vollgestopft mit Ajax-Gedöns. Das kann Chrome offenbar wirklich gut.

Speicherbedarf, oft bemängelt am Firefox, ist bei Chrome nicht berauschend. Jeder Tab läuft als eigener Prozess, anzutreffen auch im Taskmanager. Pro Tab werden im Schnitt 20 MB fällig, das summiert sich dann. Das Thema Speicher sehe ich allerdings als unproblematisch, meist hat man davon ja mehr als genug. Dass jeder Tab eigenständig läuft ist allerdings eine gute Sache, so kann eine fehlerhafte Seite in einem Tab nicht gleich den ganzen Browser in den Abgrund reißen.

Bauchschmerzen bereitet mir die Datensammelei von Google. Die ist auch der Grund, warum ich kein Google-Mail, keine Desktopsuche oder den Feedreader nicht nutzen mag. Aus der Datenschutzerklärung von Chrome:

In die Adressleiste eingegebene URLs oder Suchanfragen werden an Google gesendet, damit von der Vorschlagsfunktion automatisch gesuchte Begriffe oder URLs empfohlen werden können. Falls Sie Nutzerstatistiken an Google senden möchten und Sie eine vorgeschlagene Suchanfrage oder URL akzeptieren, sendet Google Chrome diese Information ebenfalls an Google. Sie können diese Funktion wie hier erläutert deaktivieren.

Welche URLs ich eingebe, behalte ich dann doch lieber für mich, geht keinen was an. Ob man unter der verlinkten Einstellmöglichkeit wirklich das Senden der URL an Google verhindert oder nur die Vorschläge abstellt, wird mir nicht klar. (Nachtrag: Ja, damit schaltet man das Senden der URLs ab.)

Weiter:

Ihre Kopie von Google Chrome enthält mindestens eine eindeutige Anwendungsnummer. Diese Nummern und Informationen zur Installation des Browsers (z. B. Versionsnummer, Sprache) werden bei der erstmaligen Installation und Verwendung der Anwendung und bei der automatischen Update-Prüfung von Google Chrome an Google gesendet. […]

Mir ist klar, dass Google meine Suchanfragen und die dazugehörige IP speichert. Meine IP wechselt aber ständig, somit sind die Informationen aus Sicht eine Profilings eher wertlos. Wenn aber über Chrome mein Computer und somit ich eindeutig identifizierbar werde, dann ist ein Profiling möglich. Mit den übermittelten URLs werfe ich Google meine gesamte Browsinghistorie in den Rachen. Danke, nein.
(Nachtrag: Die ID wird nur beim Update übertragen, nicht ständig. Die Browsinghistorie erhält Google also nicht zusammen mit der ID.)

Nachtrag: Zusammen mit Chrome wird auch das Programm googleupdater.exe mit installiert. Ungefragt und ohne Hinweis. Trägt sich in den Autostart ein, sucht nach Updates und bleibt auch nach dem Beenden von Chrome aktiv. Sendet möglicherweise im Hintergrund alle möglichen Daten an Google.

Fazit: Wegen Datenschutzbedenken und must-have-Erweiterungen bleibe ich beim Firefox.

P.S.: Trotzdem finde ich es gut, dass es mit Google Chrome einen weiteren Mitspieler im Browsergeschäft gibt. Firefox hat da viel in Bewegung gesetzt, ein weiterer großer Mitspieler kann nicht schaden, Browser besser zu machen. Chrome ist Open Source (Nachtrag: teilweise zumindest, Nachtrag 2: bitte Updates des verlinktes Beitrags auch lesen, Chrome ist ziemlich sicher Open Source),  warum soll es nicht auch bald einen auf Chrome basierenden Browser mit weniger Datenhunger geben. Und mit den nötigen Erweiterungen.

7 Gedanken zu „Kurztest Google Chrome: vermisste Firefox-Erweiterungen und Datenschutzbedenken

  1. Zonkchris

    Hi!

    Habe auch eben ca. 2 Stunden den neuen Browser getestet und muss sagen, mit Firefox 3.0 kann der auf gar keinen Fall mithalten. Zu viel Speicherbedarf, für mein Gefühl langsamer als Firefox 3.0 und die Datensammelei geht mir total gegen den Strich. Wer es mag, bittesehr. Ich habe ihn eben wieder deinstalliert weil er mich von Grund auf einfach nicht vom Hocker haut.

    MfG Zonko

  2. friseurstuhl.org

    Meiner Meinung nach ist der Chrome Browser nicht besser als der Firefox. Dazu kommen die Datenschutzmissachtungen …tztztz… Ich hoffe das Chrome jetzt floppt.

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  6. sele

    Hi,
    wie einigen bekannt sein dürfte gibt es eine variante von dem Browser die sich Iron nennt, bei diesem sind die „Problematischen Funktionen“ von Chrome von vorne her nicht vorhanden.
    Ich habe die Version 3 des Browsers getestet und bin wirklich positiv überrascht. Auch wenn Firefox bei mir zwar immer noch an erster stelle steht, werde ich die Entwicklungen von Chrome weiter beobachten. Das einzige was mir wirklich abgeht bei Chrome ist ad block, wenn er für Chrome erscheint, Google seine Datenschutzpolitik ein wenig ändern würde und die Privatsphäre der Leute etwas respektieren, dann würde für mich einem wechsel zu Chrome nichts mehr im Wege stehen.

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