Wenn ich mir die heutige Amtseinführung und die Rede von Obama ansehe und anhöre (Wortlaut in Englisch und Deutsch), dann denke ich: Der gibt den Menschen etwas, woran sie glauben können. Er breitet eine Vision aus bzw. belebt die alte Vision der Vereinigten Staaten, in denen alles möglich ist und in denen jeder alles werden kann. Er überträgt Hoffnung, Tatkraft, Zuversicht – und Gemeinschaftsgefühl.
Solch eine Visionskraft wünschte ich mir von deutschen oder europäischen Politikern auch.
Auf der anderen Seite ist das natürlich auch wieder reichlich naiv. In den USA gibt es Millionen arme Menschen; Menschen, die sich tagtäglich abrackern, aber nicht weiter kommen, die nie den amerikanischen Traum („Du kannst werden, was du willst“) werden leben können. Zynisch könnte man sagen: Wenn man denen schon nicht greifbares geben kann, dann gibt man ihnen wenigstens Hoffnung. Als Beruhigungsmittel. Damit sie sich an etwas klammern können.
Obwohl ich Atheist bin, so denke ich doch, dass jeder Mensch etwas braucht, an das er glauben kann. Eben eine Vision oder ein Leitbild oder Fernziel oder wie man das auch immer nennen mag. Das fehlt in meinen Augen unserer Politik und auch unserer Gesellschaft.
(Vielleicht bin ich auch gerade deshalb so anfällig für Obamas Stil, weil mir selbst gerade so ein Fernziel in meinem Leben fehlt.)
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Mittlerweile ist auch bei Obama der Alltag eingekehrt und die Lobreden werden leiser…
Da er noch nicht so viel Erfahrung als President hat, wird er noch viel lernen müssen.
Natürlich wird der Alltag Kompromisse verlangen. Aber die Richtung scheint doch erstmal zu stimmen. Viel Schwachsinn der Zeit von Bush rückgängig gemacht, das erste Interview gibt er dem arabischen Fernsehsender Al Arabia, ein 780-Mrd.-Dollar-Konjunkturpaket ist auf dem Weg, die USA sollen in Richtung regenerative Energie umgebaut werden.
Mehr kann man von Obama in knapp 3 Wochen nicht erwarten, oder?
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