Eva Herman lässt mich irgendwie nicht los. Heute nacht habe durch Zufall Johannes B. Kerners Wiederholung der Sendung mit Eva Herman gesehen. Eva Herman und Kerner – kann ja eigentlich nur eine nette Plauderei sein über ihr neues Buch und den Cicero-Artikel. Kerner ist nicht dafür bekannt, unbequeme Fragen zu stellen. Wenn es ernst wird, zieht er sich ja meistens auf seine „Man wird ja wohl mal fragen dürfen“-Position zurück und damit die Schärfe aus jeder Debatte auch gleich wieder heraus.
Aber diesmal – nein. Kerners Redaktion hatte ihrem Chef diesmal 4 Gäste an die Seite gesetzt, die Lust auf Konfrontation und Freude am offenen Disput hatten: Kim Fischer, Renan Demirkan, Prof. Gertrud Höhler und als Quotenmann Michael Jürgs.
Alle vier hatte ihre Rolle: Kim Fischer als Enddreißigerin ohne Mann und Kind, Renan Demirkan als streitbare berufstätiger Mutter, Gertrud Höhler für den gehobenen Sachverstand und die gepflegte Diskussion und Jürgs eben als Quotenmann. Nach einem eher harmlosen und banalen Einstieg durch Kerner, bei dem sich die Diskutanten auch weigerten, näher drauf einzugehen, ging es dann munter zur Sache. Doch dann wurde die Diskussion sehr munter. Keiner der 4 Gäste mochte Hermans Thesen teilen oder verteidigen, Frau Herman stand auf ziemlich verlorenen Posten.
Kluge Argumentationen statt Gefühltem kam dann auch in erster Linie von Gertrud Höhler, die sich mit dem Thema „Frau in der Gesellschaft bzw. Berufswelt“ schon länger beschäftigt als Frau Herman. Allerdings mit der diametral anderen Ansicht, nämlich dass Frauen gerade wegen ihrer Andersartigkeit in die Berufswelt gehört, für diese sie aufgrund höherer sozialer Kompetenz vielfach besser geeignet ist und eine Bereicherung darstellt. Sie warf Frau Herman vor, ein „Jammerbuch“ geschrieben zu haben. Statt die Frau zu Hause einzusperren und der beruflichen Männerwelt vorzuenthalten, wolle sie lieber mehr gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um eben das offenkundige Karrierehemmnis „Kind“ zu entschärfen.
Jürgs sprach von einem Buch, mit dem sich Frau Herman offenbar einer Selbsttherapie unterzogen habe und von missionarischer Ereiferung. Besonders Frau Demirkan wandte sich gegen die Verallgemeinerung im Buch, dass Frau Herman für alle Frauen spräche.
Frau Herman geriet ziemlich unter Druck. Ihre Argumente, besonders aber ihre Schlussfolgerungen, ihre Ursachenanalyse bestehender gesellschaftlicher Gegebenheiten und ihre Lösungsansätze dafür, wurden ihr zerpflückt, die Widersprüchlichkeit und Dummheit gezeigt.
Fast zum Ende, beinahe schon resigenierend, zog sich Frau Herman darauf zurück, dieses Buch geschrieben zu haben, weil sie „die Wahrheit“ erkannt habe. Es ist also ein missionarisches Buch.
Ein Stream der Sendung ist auf den Seiten des ZDF verfügbar.