Alexander Trust auf Sajonara.de hat sie angestoßen und Raphael Raue vom Onezblog hat sie fortgeführt: eine weitere kleine Diskussion (unbedingt auch die Kommentare darunter lesen) über den Einfluss politischer Blogs auf den öffentlichen Meinungsdiskurs.
Den öffentlichen Diskurs beeinflussen Blogs bisher kaum. Was in der Blogosphäre diskutiert wird, dringt nur selten nach außen. Bei nichtpolitischen Blogs liegt’s sicher an den Themen, die entweder zu (blog)spezifisch oder zu technikaffin sind.
Für mich ist der einfachste Grund für den geringen Einfluss politischer Blogs einfach die geringe Verbreitung und die nach wie vor überschaubare Leserschaft. In der Masse mag es inzwischen etliche Hunderttausende Blogleser geben, die verteilen sich aber auf etliche Tausend Blogs. Die Vernetzung der thematisch ähnlichen Blogs ist auch noch nicht sonderlich hoch.
Dadurch ähneln Diskussionen auf Blogs denen in Fachzirkeln oder Uniseminaren: die Inhalte mögen gut sind, nach außen dringt davon nur wenig und der Einfluss ist entsprechend gering.
Kommt Zeit, kommen Leser, kommt Einfluss
Die meisten Blogs sind auch noch nicht sehr alt, oft erst ein oder zwei Jahre online. Andere Mulituser-Politblogs, von denen ich mir mehr erhofft hatte, inhaltlich nicht so gut und erfolgreich wie ich das am Anfang dachte. Auf lautgeben.de aus der Spreeblick-Familie seit mehr als 10 Monaten kein Beitrag mehr erschienen, im Küchenkabinett scheint auch die Diskussionsluft raus zu sein. Die Zersplitterung, einerseits gut, weil dadurch erst Vielfalt entsteht, sorgt dafür, dass die Wahrnehmung in anderen Medien gering ist. Braucht es Beispiele für Blogs im Fernsehen oder in Zeitungen, wird das Bildblog oder Spreeblick genannt. Es fehlt für Außenstehende so ein Einstiegspolitblog.
Das Wachstum findet also allein aus der Blogosphäre selbst heraus statt und die Anzahl der Blogleser wächst nun auch nicht wahnsinnig stark. Das Blog ist halt noch ein Medium mehr, das um die knappe Zeit der Menschen konkurriert. Also wird es u.U. Jahre dauern, bis Blogs und Information im Internet jenseits der Onlineableger der etablierten Medien zum Alltag gehören.
Die Relevanz nimmt zu
Der Einfluss mag sich ja noch als reine Leserzahl ausdrücken lassen, Relevanz jedoch nicht. Je mehr die klassischen Medien relevanten Themen nur spärlich behandeln, desto mehr werden sich Menschen nach Alternativen umsehen. So z.B. beim Themakreis Vorratsdatenspeicherung, Onlinedurchsuchung, Datenschutz, Fantastereien von Innenministern und Urheberecht in der digitalen Welt. Für Zeitungen und das Fernsehen sind das offenbar immer noch reichlich nerdige Themen, die wenn überhaupt auf den hinteren Seiten kurz behandelt werden. Blogs hingegen sind voll davon und es wird reichlich gegen dumme Gesetze in diesen Bereichen angeschrieben. Für eine zunehmende Zahl von Menschen sind das aber für sie und ihren persönlichen Lebensbereich wichtige Themen. Sehr viele haben auf ihren Blogs den Banner vom AK Vorratsdatenspeicherung zu kleben.
Bei klassischen Politikthemen gucke ich gerne in die Zeitung, bei den neuen Themenfeldern sind für mich eher Blogs relevant, weil ich dort mehr und bessere Informationen erhalte. Bis ein Interview mit einem CCC-Mitglied in der Süddeutschen oder bei tagesschau.de steht (in die TV-Sendung schafft wohl so schnell keiner), sind die Argumente längst rauf und runter bei Heise online und in der Blogosphäre diskutiert worden.
So wachsen nach und nach die Relevanz und darüber wahrscheinlich langfristig auch der Einfluss von Blogs.
Was den Einfluss der politischen Blogs erhöhen könnte, wäre eine Art gemeinsames Portal. Damit man als Außenstehender, als unregelmäßiger Blogleser, einen leichten Einstieg findet. Sowas wie Jurablogs.com.
Die Zersplitterung ist ja Teil des Prinzips von Blogs, aber für den Einstieg ins Bloglesen und um den Überblick zu behalten, sehe ich das als größeres Hemmnis. Trackbacks und Kommentare sind als Verknüpfungen gut, reichen aber nicht immer aus, um eine Diskussion mitzubekommen oder ihr zu folgen.
Da draußen wird soviel Gutes gedacht und geschrieben und es ist einfach immer noch furchtbar schwer, es unter dem vielen, was sonst noch da in diesem Internet steht, zu finden.