DIW-Chef Zimmermann möchte, dass seine Zunft keine Konjunkturprognosen mehr ausgibt. Frei nach Dieter Nuhr fordert er: Wenn man keine Ahnung, einfach mal die Fresse halten.
Die Prognosen erwiesen sich in der letzten Zeit schon nach Wochen als dramatisch falsch (also noch schneller und noch falscher als in ruhigen Zeiten) und bevor man sich um Kopf und Kragen prognostiziert und das auch noch jeder mitkriegt, sollen sie lieber gar nicht mehr voraussagen. Beispiel gefällig? Im vor einem Monat veröffentlichten Jahresgutachten der „Fünf Wirtschaftsweisen“ erwarten sie für 2009 eine Stagnation, also ein Wachstum von 0%. Aktuell, also nur 5 Wochen später, reden wir eher von minus 2 bis 3 Prozent. Über 600 Seiten Papier produziert, die zentrale Vorhersage ist nach gut einem Monat fürn Arsch.
Die Modelle seien nicht für Zeiten wie diese gemacht, deshalb seien die Prognosen falsch. Als wenn sie das nicht schon immer waren. Das letzte kräftige Wirtschaftswachstum hatte auch keiner richtig vorhergesagt, alle haben sich gefreut, nur wenige gewundert. In ruhigeren Zeiten sind aber die Sprünge geringer, die Abweichungen der Prognosen von der Realität damit naturgemäß geringer. Wenn man dann einfach die Realität in die Zukunft fortschreibt, dazu ein bisschen wirtschaftliche Lage in anderen Ländern im Blick hatte, kam man zu leidlich brauchbaren Prognosen.
Die Finanzkrise als solche haben sie auch nicht gesehen. Wozu brauchen wir überhaupt noch Prognosen und den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“)?
Wer jetzt noch von den Wirtschaftsweisen spricht, der macht sich eigentlich lächerlich. Genauso lächerlich ist es, von dem Krisentreffen bei der Bundeskanzlerin irgendeine Besserung zu erwarten. Da sitzen Banker, Politiker, Wirtschaftslobbyisten und Wirtschaftswissenschaftler zusammen. Das sind genau die gleichen Leute, die uns die Krise eingebrockt bzw. befördert bzw. nicht gesehen haben. Das hält aber die Presse nicht davon, die Diskussionsrunde als das Orakel von Delphi zu betrachten. ARD und ZDF waren am Sonntag live vor Ort, um ja keinen Pups zu verpassen. Von Kritik an der Sinnhaftigkeit solcher Elefantenrunden keine Spur (positive Ausnahmen gibt es auch).
Wenn wir im Moment schon mal dabei sind, die Art des Kapitalismus der letzten Jahren in Frage zu stellen, sollten wir gleich auch den ein oder anderen Ökonomen in Frage stellen. Vornehmlich die, die in den letzten Jahren als Fachleute so häufig in der Presse zu lesen, sehen und hören waren. Die haben nämlich das theoretisch-intellektuelle Grundgerüst geschaffen, an denen sich Handelnde aus Politik und Finanzwirtschaft entlanghangelt haben und das die aktuelle Situation (mindestens) befördert hat.
Dazu passt auch: WDR2-Kabarett – Volker Pispers [via: egghat]