Die Arbeitgeber haben gesucht. Nach Möglichkeiten, wie sie doch noch mehr Arbeitsplätze sichern Gewinne machen können. Und sind fündig geworden.
Wer krank ist, der kann ja nicht arbeiten. Und wer nicht arbeitet, braucht sich auch nicht auszuruhen. Die logische, ja fast zwingende Konsequenz also: wer krank ist, bekommt weniger Urlaub. Sagt Otto Kentzler, der Oberhandwerker Deutschlands. Und sein Kumpel vom DIHK findet die Sache natürlich auch prima. Ob es nun daran liegt, dass wir gerade Wahlkampf haben und alles ganz doll nett zu den Bürgern sein wollen, jedenfalls haben alle Parteien die Forderung abgelehnt.
Aber gucken wir uns doch mal genauer an, was der Handwerkspräsident Kentzler da eigentlich gegenüber dem Focus zu Protokoll gegeben hat. Es kam, zumindest im Radio, wo ich die Meldung gehört hatte, so rüber, als wenn 1:1 Krankheits- gegen Urlaubstage getauscht werden sollten. Dem ist aber nicht so:
>Er plädiere aber nicht dafür, pro Krankheitstag einen Urlaubstag zu streichen. Im bayerischen Manteltarifvertrag für Konditoren sei bereits ein Verhältnis von fünf Krankheitstagen für einen Urlaubstag mit einem maximalen Urlaubsverlust von drei Tagen pro Jahr vorgesehen.
Die Aufregung kann sich also etwas legen. Aber trotzdem ist es eine genauere Untersuchung wert. Die „Idee“ reiht sich nahtlos ein in eine Liste von Forderungen gegenüber Arbeitnehmern, doch bitteschön endlich weniger Geld für ihre Arbeit haben zu wollen. Man muss aber selbst ziemlich krank sein, um jetzt zu verlangen, dass man weniger Urlaub bekommt, weil man krank war. Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Was hat mein Urlaubsanspruch mit einer Grippewelle zu tun? Auf solche Einfälle kann man wirklich nur kommen, wenn Arbeiter nur noch als Kostenfaktoren, aber nicht mehr als Menschen betrachtet werden.