Im jetzigen Wahlkampf spielen Umweltschutz und Klimaschutz keine Rolle. Alles wird zugekleistert mit dem Slogan „Vorfahrt für Arbeit“. Die Natur zeigt uns mit aller Brutalität, wer und was hier wirklich Vorfahrt hat. Arbeit ist aber nicht alles, wenn einem das Wasser im Wortsinne bis zum Hals steht. Steigende Energiekosten werden als Problem für die Wirtschaft und die Binnennachfrage diskutiert, aber nicht als Ergebnis einer zu hohen Nachfrage nach einer endlichen Ressource. Erst wenn die Katastrophe da ist, dann wird das Thema Umweltschutz wieder aktuell.
Ist das Wasser dann wieder weg, werden Dämme erhöht oder neugebaut. Die können zwar die Überflutungen von Städten und Häusern verhindern, lösen aber das eigentliche Problem nicht. Bei den jetzigen Überschwemmungen ist das Problem allerdings weniger das Kanalisierungen und Begradigen von Flüssen gewesen, wie es besonders am Rhein der Fall ist. Es fiel einfach zuviel Wasser in zu kurzer Zeit vom Himmel.
Wird sich nach diesem Hochwasser etwas ändern im Denken der Menschen? Wird die Mehrheit der Menschen weniger Auto fahren? Werden Menschen darüber nachdenken, was die Zunahme des Ferienflugverkehrs für die Umwelt bedeutet?
Ich möchte ein brummende Wirtschaft nicht verteufeln. Ich möchte Flugreisen nicht schlechtreden, den Warenverkehr auch nicht. Aber wir müssen uns fragen, ob wir uns das alles leisten können, solange wir die dafür benötigte Energie aus fossilen Brennstoffen holen. Wenn die Energie aus regenerativen Quellen gewonnen wird, dann habe ich nichts mehr gegen Verkehr.
Regenerative Energien könnten den Energiebedarf der Menschheit nicht decken, heißt es. Aber was ist denn die Alternative? Gehen dann die Lichter aus, sobald kein Öl oder Gas oder Uran mehr in der Erde ist? Je schneller wir weg kommen von fossilen Energieträgern, desto besser für Umwelt _und_ Wirtschaft.
Solche Themen sind nicht gerade _en vogue_. Die Ökonomisierung großer Teile der Gesellschaft und des politischen Denkens haben in den letzten Jahren zugenommen. Arbeit, Steuern, Wirtschaft sind aber nicht alles, das führen machen Hochwasserereignisse deutlich.