Kanzler nach dem Ende ihrer Amtszeit scheint es zu überkommen, ein Faible für Ehre zu entwickeln. Erst der Kohl mit seiner Bimbes-Ehre, nun kommt Schröder und bezeichnet heute in der SZ den umstrittenen Aufsichtsratsposten bei der Gaspipelinefirma als „Ehrensache“.
In dem Artikel der Süddeutschen relativiert der Altkanzler (das wird noch eine Weile brauchen, bis ich das Wort mit Schröder assoziiere, bisher denke ich da eher an Helmut Schmidt und widerwillig an Helmut Kohl) die Gehaltszahlen, die in der Presse umherschwirren. Es sei noch nicht über Geld gesprochen worden, doch es werde wohl nur die „übliche Aufwandsentschädigung“ gezahlt werden.
Schröder scheint nicht zu begreifen, worum sich die Aufregung zur Zeit dreht: es ist weniger die Höhe der Gehaltszahlung (aber ein 1-Euro-Job wirds schon nicht sein) als mehr die Tatsache, dass er sich von Freund Putin auf einen lukrativen und sicher nicht allzu anstrengenden Posten hieven lässt. Da nutzt jemand seine politischen Verbindungen für seinen persönlichen Vorteil, das stößt sauer auf. Zu Recht.
Nichtsdestotrotz ist die Kritik aus den Parteien meist verlogen. Alle Parteien (außer der Linkspartei, soweit ich das sehe) hatten Fälle, in denen Politiker sehr schnell in hohe Positionen der Wirtschaft wechselten. Ein Ehrenkodex (hier ist es wieder, das E-Wort) mit einer Karenzzeit für Politikerhopping in die Wirtschaft ist daher richtig.