Können Märkte keine Polemik ertragen?

Rainer Bartel hat sich ein bisschen aufgeregt. Über die bekloppte Media-Markt-Werbung. Und das gefällt den Anwälten von eben jenem Unternehmen gar nicht. Die mögen es offenbar nicht, wenn man drastisch formuliert. Nun ist der Text an fünf Stellen verstümmelt. Aber zum Glück gibt es ja den Googlecache als Lückenfüller. Von der juristischen Geschmackjury beanstandet wurden demnach: „widerlichste Fressen“, „scheiße [aussehen]“, „dubiose Geschäfte rund um Weblinks“, „Arschloch“ und „kriminelle Vereinigung“.

Wäre schade, wenn solche Einträge, die zugegeben nicht eben zimperlich in der Wortwahl sind, bald nicht mehr zu lesen sind. Zumal auch der Herr Steinhöfel nicht eben zimperlich in seinen Äußerungen ist. Oder wir Blogger brauchen bald gerichtsfeste Formulierungshilfen.

Mal gucken, wie das Echo in der Blogosphäre diesmal ausfällt.

[via: Rebellmarkt]

Nachtrag: Ich würde jetzt ob der Steinhöfelschen Wortstreichereien nicht von der Gefahr der Meinungsfreiheit sprechen, vielleicht eher von einer Gefahr für die Kunstform der Polemik.
Rainer beleidigt (die Figur?) Steinhöfel. Rein rechtlich ist Steinhöfel wohl im Recht, kann ich auch im Einzelnen nicht gut genug beurteilen. Aber ich find’s schade, wenn man gegen Satire und Polemiken immer gleich mit der juristischen Keule kommt. Besonders dann, wenn sie von Einem geschwungen wird, der selbst gerne verbal austeilt.

P.S.: Der Rainer erzählt eine Geschichte vom Nikolaus.

4 Gedanken zu „Können Märkte keine Polemik ertragen?

  1. Rainersacht

    „Ich würde jetzt ob der Steinhöfelchen Wortstreichereien nicht von der Gefahr der Meinungsfreiheit sprechen, vielleicht eher von einer Gefahr für die Kunstform der Polemik.“

    Das sehe ich als Betroffener genauso. Habe gelernt, dass man einen solchen öffentlichen Wutanfall „Rant“ nennt – gefällt mir.

  2. jo

    Bei allem Verständnis für die geknechteten Blogger dieser Welt, aber was ist an obigen Beleidigungen „polemisch“?

    Die Polemik ist erstmal nur eine Streitkunst. Zwar ging es bei den alten Griechen auch immer gut und heftig zur Sache, letztendlich aber um die Sache, nicht um die Herabwürdigung des Gegners.

    Diesen „ad hominem“ anzugreifen, wie es später die Römer nannten, war zwar erlaubt, aber eben nur, wenn es in direktem Zusammenhang mit der Streitsache geschah. Einfach nur rumpöbeln oder gerade auch „ranten“ war verpöhnt.

    Der Rant ist ohnehin einer Sitte die einzig unter Informatikern und anderen mitunter realitätsfernen Wesen kultiviert wurde und positiv konnotiert ist. Während es bei der Polemik noch rational zugeht, ist der Rant irrational, inkohärent und emotional. Was an derartigen verbalen Ausfälligkeiten erhaltenswert ist, habe ich allerdings noch nie verstanden.

    Sicher, es befreit, es ist, mit Bezug auf Steinhövel, vielleicht auch nachvollziehbar, aber das macht’s letztendlich auch nicht besser.

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