Der Philologenverband, die Vertretung der Lehrer in Deutschland, warnt: Uns gehen die Lehrer aus. In den nächsten zwölf Jahren hören 350.000 Lehrer auf zu arbeiten.
Das klingt ja erstmal nach einer gewaltigen Zahl. Weniger gewaltig wird die Zahl allerdings, wenn man die prognostizierte Zahl der neuen Lehrer aus den Unis dagegen stellt: 296.000 (Zahlen der Kultusministerkonferenz). Macht eine Lücke von 75.000 – innerhalb von etwa 10 Jahren. Ok, klingt schon mal weniger dramatisch. Hinzu kommt ja noch, dass die Schülerzahlen in den nächsten 15 Jahren um 15-25% (je nach Schulbereich) sinken werden (Bildungbericht für Deutschland, PDF, S. 23). Die sinkenden Schülerzahlen sollte man meiner Meinung nach aber eher zur Verkleinerung der Klassen nutzen.
Diese Stellen sollen nicht besetzt werden können? Kann ich mir nicht vorstellen. Allerdings muss man dann vielleicht mehr Quereinsteiger einstellen. Natur- oder Geisteswissenschaftler mit pädagogischer Zusatzqualifizierung für weiterführenden Schulen und Sozialpädagogen für die Grundschulen könnten diese Lücken recht gut füllen, denke ich.
Es gibt 14.000 offene Lehrerstellen und mehr als 20.000 (PDF) arbeitslose Lehrer. Klar kann man das nicht 1:1 gegeneinander aufrechnen. Ein Geschichtslehrer kann nicht Mathe oder Bio unterrichten. Mir drängt sich aber eher der Verdacht auf, dass man eine bestimmte Anzahl an Lehrerstellen auch gar nicht besetzen will, um Geld zu sparen. Stattdessen werden vermutlich preiswertere Hilfskräfte eingestellt. Deren Qualität der Unterrichtsgestaltung muss dabei nicht mal schlecht sein. Lebenserfahrung kann viel mehr wert sein als ein Hochschulabschluss.
Bisher haben sich die Länder jedenfalls nicht als spendabel gezeigt, wenn es um Bildungsausgaben ging. In Sonntagsreden hingegen wird gerne Bildung angemahnt, Stundenausfall beklagt und besser finanzierte Hochschulen gefordet. Beim nächsten Haushaltsentwurf kümmert sich der jeweilige Finanzminister dann aber nicht mehr darum.