BILD, Baring und der Populismus

Populismus geht immer noch eine Stufe härter. Die Bild-Zeitung macht seit Tagen Front gegen Migranten wegen der Probleme an der Rütli-Hauptschule in Berlin-Neukölln. Das gipfelt heute in einem Interview mit dem Historiker Arnulf Baring (der auch schon gerne mal Deutschland mittels Präsidentenerlassen oder Notverordnungen regiert haben will und alles andere ist als „Deutschlands klügster Kopf“), in dem er „Klartext“ spricht und schlicht feststellt: „Multi-Kulti ist gescheitert.“

Darin kotzt er sich richtig aus über „Gutmenschen“, „geringes Selbstwertgefühl der Deutschen“ und „hohem Gewaltpotenzial in den Volksgruppen der Türken, Arabern, Albanern und Russlanddeutschen“. (nein, kein Link zur Blöd-Zeitung, stattdessen ein Link zum Girl, wo ich das Thema auch entdeckt habe)

Allerdings findet sich bei Baring auch Richtiges neben Falschem:

BILD: Was haben wir falsch gemacht?

Prof. Baring: Leider sehr viel. Die Integration von Ausländern ist finanziell, psychologisch und kulturell weitaus schwieriger, als es die Multikulti-Befürworter lange wahrhaben wollten. Vor allem fehlte eine klare, an deutschen Interessen ausgerichtete Einwanderungspolitik mit eindeutigen Grenzen für den Nachzug von sozial bedürftigen Angehörigen.

Ja, da hat er Recht. Wir haben was falsch gemacht. Wir haben nämlich jahrelang von Gastarbeitern gesprochen und gedacht (viele auch gehofft), dass die wieder zurück gehen würden. Irrtum: sie haben sich niedergelassen und Kinder bekommen. Das ist aber kein „Nachzug von sozial bedürftigen Angehörigen“. Sowas nennt man Familiengründung. Und Familie ist doch was ganz tolles, wollen wir doch alle.
Aber ja, die Integration dieser ehemaligen Gastarbeiter ist schwieriger als erwartet. Vor allem ist es dann schwierig, wenn man jahrelang statt einer Integrationspolitik eine Ausweisungs- und Ausgrenzungspolitik betreibt. Wer war das denn, der Integrationspolitik verhinderte? Die Multi-Kulti-Befürworter? Wohl kaum, die verantwortlichen Politiker (Innenminister u.ä.) sind nämlich nur selten Multi-Kulti-Befürworter sondern eher Hardliner aus dem rechten Spektrum. Also bitte, wenn man Schuld verteilt, dann bitte auch an die wirklich Verantwortlichen.

Außerdem war das Anwerben von Gastarbeitern ja sehr wohl im deutschen Interesse. Ein modernes Einwanderungsgesetz mit Möglichkeiten für hochqualifizierte Menschen hat aber erst Rot-Grün hinbekommen (das sind wohl die mit der Multi-Kulti-Romantik).

Ich war aber überrascht, als ich heute gesehen habe, dass sich der Spiegel mit einem sehr vernünftigen Kommentar von Mahlzahn in die Debatte einmischt. Das war nach anderen eher – nunja – aggressiven Berichten zu Problemen mit Migraten nicht eben zu erwarten. Von der Süddeutschen Zeitung ist man sowas eher gewöhnt und sie enttäuscht auch diesmal nicht: ein lesenwerter Beitrag von Heribert Prantl. (wer hält eigentlich das Copyright am Begriff „zweite deutsche Einheit“?)

Dass viele Konservative immer noch nicht begriffen haben, dass die Probleme mit Migranten im Inland gelöst werden müssen, beweisen Vorschläge wie eine Abschiebung von integrationsunwilligen Ausländern. Mahzahn schreibt dazu:

Liebe Konservative: Kapiert endlich, dass dieses Herkunftsland Deutschland heißt. Multikulti ist eine Realität. Es gibt keinen Weg zurück zu einem „ethnisch begradigten“ Deutschland.

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