Manchmal, wenn ich Blogs lese, kommt mir der Gedanke, dass SMS und Chatten tiefe Spuren in der Ausdrucksfähigkeit von Jugendlichen hinterlassen könnten.
Dabei geht offenbar die Fähigkeit verloren, Gefühle in Worte und Sätze zu fassen. Schlimmer noch, es werden ja oftmals nicht mal komplette deutsche Sätze formuliert, sondern nur eine Aneinanderreihung von Worten. Regeln des Satzbaus scheinen außer Kraft gesetzt zu sein.
Hier mal zwei exemplarische Blogs, willkürlich rausgesucht.
Kaum eine Zeile kommt ohne in Sternchen gesetzte Emotionen, sog. Erikative, oder Smilies aus. Ich selbst schreibe im Chat auch so. Weil es dort auch der schnellste und einfachste Weg ist, Gefühle mitzuteilen. Aber in längeren Texten, die ja einen erzählenden Charakter haben sollen, sind die Emoticons dann einfach nur störend, weil sie den Lesefluss stören. Oder besser gesagt: es entsteht erst gar kein Textfluss. *freu*, *sabber*, *hust* oder *schweig* sind unnötig. Das kann man auch umschreiben oder man lässt es einfach weg.
Gegen vorsichtiges Benutzen von einfachen Smilies wie ;) oder :) hab ich ja nicht mal was einzuwenden.
Ähnlich störend finde ich freie Rechtschreibung von Worten. Sowas wie „ned“, „legga“ „habsch“ sind im Chat ganz ok, aber doch bitte nicht in einem Blog. Zumal man manchmal nicht gleich weiß, was nun gemeint ist.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: ich bin selbst fast täglich im IRC. Ich schreibe sowohl bei ICQ als auch im IRC auf die gleiche Art wie oben kritisiert. Aber eben auch nur dort. Ich finde, man muss die Sprache an das jeweilige Medium anpassen.
Ich will jetzt hier auch nicht auf Kulturpessimisten machen, aber Blogs sind doch gerade dazu da, längere Texte zu schreiben, mit Sprache zu spielen, sich beim Formulieren auszuprobieren. Warum greift man dann auf eine so redundante Sprache zurück? Im Blog kann man sich befreien von Zeichenbegrenzung oder der Schnellschreiberei im Chat und darf kreativ sein. Das Ergebnis liest sich allemal besser als dieses legasthenische Geschreibsel.
Mich würde mal interessieren, ob Aufsätze in der Schule in einem ähnlichen Stil abgefasst sind. Gibt es eigentlich wissenschaftliche Studien über das Verkümmern von Schreibfähigkeiten durch SMS und Chat?
Wie recht du (leider) hast. Das zeigt allerdings einmal mehr, dass man sich bei den Blogs definitiv die Guten und die Schlechten rauspicken muss. Interessant finde ich aber, dass seit dem aufkommen von SMS, Chats und E-Mail meiner Ansicht nach mehr geschrieben wird – war vorher das Telefon die erste Wahl um einem Kollegen was mitzuteilen, wird heute kurz „gesimst“ oder eben im IM eine Nachricht geschrieben.
Ja, es wird zweifellos mehr geschrieben. Das Internet und alle darüber laufenden Kommunkationswege (E-Mail, IM, IRC) sind nun mal textbasiert. Aber Quantität bedeutet nicht automatisch Qualität. Grundsätzlich ist aber jede Beschäftigung mit (Text-)Sprache begrüßenswert.
Es gab in England mal eine Studie… und da wurde sehr deutlich, dass die Ausdrucksfähigkeit der Jugendlichen verkümmert ist. Aufsätze wurden teilweise wirklich in der SMS-Sprache verfasst. Kommentar einer Lehrerin dazu war dann: „Hauptsache, sie schreiben überhaupt mal wieder was!“
Aber bei dieser eher lautmalerischen Sprache in Blogs verzweifle ich vor allem dann, wenn der Verfasser aus Bayern oder Sachsen kommt und seinen Dialekt schreibt. Solche Blogs lese ich erst gar nicht…