Zweierlei Maß

Katrina – Da denkt man sofort an den Hurrikan, der u.a. über New Orleans fegte und die Stadt überschemmte.
Stan – Da denkt man nicht unbedingt an den Hurrikan, der vor kurzem über Mittelamerika jagte und dort schwere Verwüstungen anrichtete.

Zwei Tropenstürme, zweimal unterschiedliche Aufmerksamkeit. „Katrina“ sorgte für Sondersendungen mit von Wind und Regen zerzausten Außenreportern, „Stan“ kommt in der Berichterstattung kaum vor. Selbst der vergleichbar milde Hurrikan „Rita“ hatte mehr Aufmerksamkeit. Woran liegt es? Sind uns die Menschen in Mittelamerika weniger wichtig als die in den USA? Oder geht man als Korrespondent lieber in ein Land wie den USA, wo im Notfall immer ein Helikopter steht, der einen in sichere und saubere Städte zurückbringt. Im schlammigen, dreckigen Mittelamerika sieht das anders aus.

Aber gerade die ärmeren Staaten Mittelamerikas brauchen Hilfe. Dringender noch als die Wirtschaftsmacht USA. Natürlich werden die Schäden durch „Katrina“ um ein vielfaches höher sein als in Mittelamerika — eine Lehmhütte und ein paar Felder sind monetär weniger wert als Industrieanlagen und schicke Vorstadthäuser. Den Menschen hingegen dürfte das egal sein, sie stehen vor dem Nichts und kriegen wahrscheinlich auch nichts, denn die armen Staaten Mittelamerikas dürften kaum zu solche potenten Finanzhilfen in der Lage sein wie die USA. Es wird auch keine Benefizveranstaltung geben.

Spendengelder fließen wohl in erster Linie dorthin, wo man viele grausame Bilder sieht. Das war beim Tsunami in Südasien so und das war bei „Katrina“ und New Orleans so. Aus den verwirbelsturmten Gebieten in Guatemala oder El Salvador gibt es ein paar Agenturbilder, das wars. Das reicht nicht aus, um das Herz und das Portmonaie zu erweichen. Auch unsere konservativen Freunde aus der Loge interessierte das Thema „Katrina“ stark und sie riefen eindringlich zu Spenden auf. „Stan“ hingegen kommt gar nicht vor.

Die nächste Naturkatastrophe ist schon da. Und – oh Wunder – es gibt Berichte mit Bildern. Aber es ist eben kein Wunder: vor Ort tummeln sich ja wegen diverser Kriege auch westliche Journalisten und Soldaten.

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