Wenn man Matthias Matussek gerade in der Sendung „Maischberger“ reden hört, dann kann einem schlecht werden. Er ist ein Neoliberaler zynischer Vulgärliberaler, wie man ihn sich vorstellt.
Matussek als Kulturchef des Spiegels soll eine Gesellschaftsvision nennen und das einzige was ihm einfällt ist das (sinngemäß): „Meine Vision sind Leute, wie ich sie in New York und London erlebt habe, die arbeiten, Geld verdienen und es ausgeben.“ Der ökonomistische Mainstream der letzten Jahre scheint weiter gediehen zu sein, als ich dachte. Die anderen Gäste bei Maischberger, u.a. Pfarrer Fliege und Heiner Geißler, bekommen ihr Bild von den Neocons (zu denen sich Matussek natürlich nicht zählen will) bestätigt.
Eine Gesellschaft aus Großstadt-Yuppis, die dem Geld hinterherrennt, um es dann in der knappen Freizeit möglichst laut und prollig auszugeben, soll die Zukunft der Menschheit sein. Matussek redet auch gerne von „Eigenverantwortung“. Ich kann mir vorstellen, was das bei ihm heißt: Jeder kümmert sich um sich selbst. Heiner Geißler hat ganz recht, wenn er anmerkt wohin das z.B. in New Orleans nach dem Hurrikan geführt hat: Die Eigenverantwortlichen sind rechtzeitig in ihren straßentauglich gemachten Geländewagen aus der Stadt geflohen. Die (materiell und geistig) Armen sind abgesoffen, ihnen hat man tagelang nicht geholfen.
Fliege und Geißler argumentieren grundsätzlich und visionär, teilweise sicher auch sehr idealistisch und manchmal naiv. Matussek hingegen, mit Wohlstandswampe und feuilletonistischem rosa Schlips, kanzelt alles ab mit „Geht nicht! Kriegen sie nicht hin! Nicht machbar!“ Er flüchtet sich in Zitate von Leuten, die wohl unglaublich schlaue Dinge gesagt haben, aber keiner weiter zu kennen scheint. Sein übriges, von Marketing- und BWL-Floskeln durchsetztes Gerede, dieser Überpragmatismus, ist schwer zu ertragen.
Warum Ideen zu Sozialstaat und Gerechtigkeit heute nicht mehr richtig sein sollen, wie sie es beispielsweise in den 70er Jahren noch waren, wird Matussek gefragt. „Weil die Welt anders geworden ist.“ ist seine Antwort. Das mag richtig sein, aber die Ideen der Menschen von Gerechtigkeit, von einem guten Leben, von Glück und Zufriedenheit hat sich doch nicht verändert.
Solange der Spiegel solche Journalisten zu Ressortleitern macht, werde ich wohl, wie schon in den letzten Jahren, keinen mehr kaufen bzw. lesen.
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Ich kann diesem Kommentar zu Matussek nur aus vollstem Herzen zustimmen. Ein widerlicher, oberflächlicher Kretin in Gehabe, Aussehen und Aussage. Zusätzlich zu seinen oben erwähnten neoliberalen Floskeln dann auch noch die Wiederholung eines Gottfried Benn Zitats aus einem seiner Spiegelartikel der letzten Monate:“Die unten wollen nach oben , die oben wollen nicht nach unten“, oder so ähnlich. Eine Platitüde übelstens Snobismus.