Ist zwar schon ein Weilchen her, aber man kann sich bestimmt noch an den Karikaturenstreit erinnern. Und daran, wieviel wir uns damals auf unsere Meinungsfreiheit, die auch vor Satire auf Religion nicht haltmachen darf, eingebildet haben. In der Theorie zumindest.
Wie sieht aber die Praxis, wenn christliche Symbole karikiert werden? Dann ist Schluss mit lustig. MTV möchte die Serie „Popetown“ zeigen, die von der BBC produziert wurde, runde zwei Jahre alt ist und schon damals in England für Protest unter britischen Katholiken sorgte. Sogar soviel, dass die Serie in England nie zu sehen war.
Der Verband der deutschen Katholiken (ZDK) reagiert da ganz ähnlich und gibt eine Protestnote heraus:
Die Fernsehserie und die dafür werbende Anzeige sind ein direkter Angriff auf den christlichen Glauben. Was für Millionen von Menschen in Deutschland von fundamentaler Bedeutung für ihr Leben ist, wird in infamer Weise lächerlich gemacht.
[…] Wir fordern alle Christinnen und Christen in Deutschland auf, sich unserer Forderung, dass die Serie ‚Popetown‘ nicht gezeigt wird, anzuschließen und ihrerseits gegen die Fernsehserie und gegen diese Werbung in der Zeitschrift ‚TV Today‘ zu protestieren.
Ok, bei den katholischen Interessenvertretern kann man solch eine Reaktion ja noch nachvollziehen. Ist ja auch ihr gutes Recht.
Aber es kommt auch heftige Kritik aus der CSU:
«Es ist nicht hinnehmbar, dass der christliche Glaube besonders in den Schmutz gezogen wird, nur weil das bequemer und weniger gefährlich ist», fügte er hinzu.
«Ich fordere den Sender auf, nicht auf den religiösen Gefühlen der Christen herumzutrampeln und die Sendung sowie die besonders geschmacklose Werbung dazu einzustellen», betonte der Fraktionschef [im Bayerischen Landtag, Joachim Herrmann].
Doch doch, das ist durchaus hinnehmbar, dass es eine Satire auf den Katholizismus gibt. Und keinesfalls ist es nötig, härtere Gesetze zum Schutz religiöser Symbole. Der bisherige „Gotteslästerungsparagraph“ ist schon weitreichend genug für eine Gesellschaft, die Religion als Privatsache ansieht und in der es immer weniger praktizierende Christen gibt.
Der Papst und sein Hofstaat (um den es ja in dieser Serie geht), halte ich jetzt nicht für so symbolträchtig, als dass man sie nicht kritisieren darf. Der Papst ist ein Mensch und er bekleidet ein Amt. Beides sollte man heftig kritisieren und karikieren dürfen.
Tja, das ist angewandte Doppelmoral.