Diese Frage stellte sich Georg Meggle in der Telepolis vor ein paar Tagen. Er entwarf dabei ein Szenario, dass der Libanonkrieg lediglich ein Vorspiel für einen Angriff der USA auf Syrien bzw. den Iran sei. Demnach war der Krieg im Libanon keineswegs eine spontane Reaktion auf die entführten israelischen Soldaten, sondern ist Präventivschlag mit Blick auf einen Krieg im Iran zu sehen. Nach diesem Szenario kommt die kürzlich verabschiedete UN-Resolution 1701 Israel gerade recht, denn das Land hat nun Ruhe im Norden, trotzdem werden dort keine Truppen gebunden und der Kampf kann die Bevölkerung nicht mehr belasten:
[4.11] Wichtig für die USA und Israel ist mit Blick auf die Irankriegs-Perspektive, dass diese Lösung noch vor dem Irankrieg implementiert ist. Denn nur dann ist der Hauptzweck des Libanonkrieges erfüllt: Im Krieg gegen Iran (und Syrien) wird Israels Nordgrenze von UN-mandatierten Truppen geschützt.
Kein Wunder also, dass der entsprechende franko-amerikanische Vorschlag für die anstehende UN-Resolution über ein Ende der Feindseligkeiten im Libanon in Israel Begeisterung ausgelöst hat.
(Georg Meggle, Telepolis, 08.08.06)
Ein Teil des Szenarios, der nicht ganz unvorhersehbar war, ist also schon mal eingetreten. Was nicht heißen muss, dass der Rest nun auch eintritt.
Seymour Hersh beschreibt im US-Magazin „New Yorker“ ganz ähnlich, dass der Libanonkrieg lediglich eine Vorbereitung für einen Krieg der USA mit dem Iran und bereits von langer Hand von Israel und den USA geplant war (besprochen wird der Text auch u.a. bei Telepolis und Spiegel Online). Man habe im Libanon Waffen und Strategien testen wollen, die dann gegen den Iran zum Einsatz kommen oder nicht (wenn sie sich nicht bewährt haben).
Klingt alles nach Verschwörungstheorie? Hmm, mag sein. Aber man kann kaum bestreiten, dass es im Libanonkrieg nicht mehr um die entführten Soldaten ging. Und die Zerstörung der Infrastruktur des Libanons (Straßen, Brücken, Flughafen, Energieversorgung) dient weder der Befreiung der Soldaten noch der Entwaffnung oder „Vernichtung“ der Hisbollah. Wie viel letztlich an den spekulierten Szenarien dran ist, wird die Zukunft zeigen.
Die Botschaft des Papstes an Nasrallah Sfeir, Christen Oberhaupt, in Beirut, war:
Justiz und Wahrheit müssen für alle Völker gleich sein, ansonstens gibt es keine Justiz, keine Wahrheit und auch keinen Frieden. Das Kräfteverhältnis hat sich zugunsten der Libanese und ihres Freiheitgeistes gegen die israelische Kriegstreiber geändert, hoffentlich genug, damit uns einen Krieg gegen IRAN, erspart bleibt.
Das Szenario um die Entführung der beiden Israelischen Soldaten erinnert mich an den – „Überfall auf den Sender Gleiwitz“ – diese Inszenierung nahm die damalige deutsche Führung zum Vorwand Polen anzugreifen.Das Ende kam dann 1945.