Thomas Stefan Münz, der Gründer von SELFHTML hat sich von seinem Projekt zurückgezogen (Gründe nennt er im Projektforum). Das Projekt wurde seit 2004 von einem Team verantwortet, Münz selbst war eher eine Art „urväterlicher Berater“. Das war wohl mehr hinderlich als förderlich:
[I]ch möchte erreichen, dass die Developer endlich ohne dieses etwas unangenehme „Überich“, als das ich ihnen immer erschienen sein muss, arbeiten koennen.
Vielleicht befruchtet das ja sogar alles.
Hinter den Kulissen gab (und gibt) es eine Diskussion, wie es mit SELFHTML weitergeht, wie Version 9 umgesetzt werden solle. Die einen (u.a. Münz) wollten ein Wiki, die anderen was anderes.
Interessant finde ich, wenn Münz die Sinnfrage für ein Projekt wie SELFHTML stellt:
Ausserdem entdeckt dieses eigentlich typische Stammpublikum von SELFHTML, die „Normalos“, so ganz allmaehlich, dass man im Web auch ohne HTML und all das publizieren kann. Ganz schicke Sachen gibt es da, allein schon, was man mit einem kostenlosen Google-Account alles veroeffentlichen kann, oeffentliche Kalender, Notebooks, Spreadsheets, Web-Alben, Videos, Blogs, eigene Diskussionsgruppen … die Leute lernen allmaehlich, dass aktives Webworking nicht mehr zwangslaeufig bedeutet, sich erst mal lange und demuetig irgendwelchen voellig unbekannten Programmiersprachen und Netzprotokollen zu widmen.
Mich persoenlich interessiert es jedenfalls mittlerweile mehr, was da alles vor sich geht, als mich in immer akademischer werdende Fachdiskussionen rund um HTML, CSS und verwandten Sprachen zu ereifern. [..] aber die Beschreibungs- und Programmiersprachen im Web haben fuer mich ihre fruehere Bedeutung als „Eintrittskarte in die Welt des Webworkings“ verloren. Und aus dem gleichen Grund auch SELFHTML, so hart das klingen mag.
Im Grunde ist das der springende Punkt: Wer heute ein private Webseite erstellen möchte, tut das in den wenigsten Fällen, in dem er HTML in einen Texteditor tippt. Er nimmt ein Content-Managmentsystem (echte CMS wie Joomla, Typo3 oder Drupal; Blogsoftware oder Wikis) oder meldet sich bei einem Anbieter an, der das bietet (myblog, livejournal etc.). Für eine Blogsoftware oder ein CMS sind zwar HTML-Kenntnisse hilfreich, aber nicht notwendig.
Meine erste Webseite habe ich damals (2002) auch mit einem Texteditor – seinerzeit Phase5 – zusammengebaut. Was ich dazu wissen musste, habe ich mir mit SELFHTML beigebracht. Fand ich großartig, dass es eine so verständliche Dokumentation gab. Hab mich viel bei SELFHTML rumgetrieben, um mehr über HTML und darüber, wie das Web technisch funktioniert, zu lernen. Hab sogar für neue Server gespendet.
Meine gebastelte Webseite sah nicht schön aus. Musste sie auch nicht, es sollten nur ein paar Dokumente fürs Semester zum Download drauf gepackt werden.
Für ein anständiges Layout hat es nie gereicht, das war mir zuviel Frickelarbeit, so mit CSS und HTML und Bereiche definieren und tralala. Was war ich dann froh, als ich auf WordPress gestoßen bin. Fertiges Layout, fertiger Code, fertige Plugins – einfach auf den Server packen und los gehts.
Das geht wohl vielen ähnlich: warum sich mit dem Quelltext abmühen, wenn man fertige Templates bekommt. Ein bisschen Wissen kann nicht schaden, wenn man seine Templates anpassen will. Die klassische private „Homepage“ wird technisch mehr und mehr mit fertigen Systemen erstellt. Heute kann jeder gutaussehende Website betreiben, ohne dass er sich mit HTML oder CSS auskennen muss. Das finde ich großartig, das ist ein echter Fortschritt. (Natürlich gibt es immer noch große Designer vor dem Herrn mit CSS. )
Mit Blogs bzw. CMS kann ich mich auf den Inhalt konzentrieren und brauche mich um die technische Basis nicht sonderlich kümmern.
So stellen sich für SELFHTML zwei Fragen:
Die aktuelle: Wie wird Version 9 technisch umgesetzt.
Die langfristige: Was ist die Bedeutung von SELFHTML in Zeiten von CMS, Blogs und Wikis?
[via: Sajonara]
Vielen Dank für die Erwähnung. :)
Ist mir ja jetzt erst aufgefallen. Ganz zuoberst, der heißt Stefan und nicht Thomas Münz. ;)
Danke für den Hinweis. Wie komme ich auf Thomas? :-/