Verhandlungen mit Syrien quasi „aus Versehen“

Der Vorbereitungen zu einem Krieg gegen Syrien schienen in vollem Gange zu sein, Obama und sein Außenminister Kerry rührten ordentlich die Werbetrommel für den Krieg. Erst durch einen Zufall, eigentlich wohl eher durch ein Versehen scheint eine friedliche Lösung möglich zu sein. Eine CBS-Journalistin fragte US-Außenminister Kerry, was Assad denn tun müsse, um einem Krieg noch zu entgehen. Kerry antwortete, dass Assad seine chemischen Waffen unter internationale Kontrolle stellen müsse. Und schob dann sogleich nach, dass Assad das natürlich sowieso nicht tun würde – selbstverständlich, ohne Assad dieses Angebot unterbreitet zu haben. Was dann folgte, was eine Politposse: in den USA versuchte man den Diplomatieversuch herunterzuspielen und beeilte sich zu erklären, dass alles nicht so gemeint war. Schließlich war man ja in den USA gerade dabei, die Kriegsmaschinerie anzuwerfen. Die Russen müssen nur auf einen solchen Moment gewartet haben, nahmen den Vorschlag dankend auf und versprachen sogleich, ihren Einfluss auf Assad geltend zu machen und einer solchen Lösung zuzustimmen. Und sieht es erstmal nach Verhandlungen aus.

An den Ereignissen kann man gut ablesen, dass es bei den Angriffsplänen gegen Syrien niemals um eine nachhaltige Lösung des Chemiewaffenproblems ging. Die USA wollten gar nicht mehr politisch-diplomatisch vorgehen, Friedensnobelpreisträger Obama hatte gar nicht erst versucht, alle politische Optionen auszuschöpfen. Weil man nämlich dazu Russland hätte ins Boot holen müssen. In den USA schäumten die politischen Kommentatoren, aber auch hierzulande schäumen die Atlantiker und werfen Putin vor, nur Russlands Interessen im Blick zu haben:

Der russische Präsident präsentiert sich im Syrien-Konflikt als Held und Friedensbringer. Doch tatsächlich ist Putin kein edler Ritter der Weltpolitik. Ihm geht es vor allem darum, den Großmachtstatus Russlands zu wahren, die Demütigung Obamas inklusive.

Um was ging es denn George W. Bush und seinen Neocons? Wer hat sich denn die letzten Jahre über die etwas abgehalfterte Weltmacht Russland lustig gemacht? Um was ging es den USA die letzten Jahrzehnte? Um was geht es denn Obama? Doch wohl darum, den Status und Einfluss der USA zu wahren und möglichst auszubauen. Bei Russland ist das nun illegitim? Und natürlich werden die Russen nicht länger zuschauen, wie vor ihrer Haustür immer mehr Amis Station beziehen und natürlich werden sie ihren Resteinfluss im Nahen Osten zu bewahren wissen. Genau deshalb kommen wir ja nicht weiter: weil die USA nicht einsehen wollen, dass auch andere Länder ihre Interessen haben und wahren wollen.
Wenn man am Ende um einen Krieg herumkommt, dann muss man halt mal persönliche Befindlichkeiten beseite tun. Und dann holt man halt Russland ins Boot und zur Not sogar den Iran, wenn man wirklich zu einer Lösung in Syrien kommen will. Natürlich ist Putin kein Friedensfürst. Aber wenn Russland der Schlüssel zu einer politischen und friedlichen Lösung des Bürgerkriegs in Syrien ist, dann setzt man eben mit ihm an einen Tisch und verhandelt.

Selten wurde es so offensichtlich, dass es Obama eben nicht um eine Lösung in Syrien ging, sondern lediglich um Gesichtswahrung seiner Person bzw. seines Landes. Er hatte die rote Linie namens Giftgaseinsatz ins Spiel gebracht und stand nun im Wort. Von einem Friedensnobelpreisträger muss man aber mehr erwarten. Wenn nicht eine Journalistin Kerry gefragt hätte und der nicht zufällig diese Option ins Spiel gebracht hätte, dann würden wir heute weiterhin auf einen neuen Krieg zusteuern. Nur durch Zufall – quasi aus Versehen – wurde er abgewendet.

Ein Gedanke zu „Verhandlungen mit Syrien quasi „aus Versehen“

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