Das Vermögen liegt auf der Straße

Heute, auf dem Weg zur Mensa. Ich hab Hunger. Klar, sonst würde ich nicht zur Mensa gehen.

Über die Straße kommt ein Mann auf mich zu. Ich denke, der will nach dem Weg fragen.
-Mann: „Darf ich Sie fragen, ob Sie Student sind?“ – Ich: „Ja, bin ich“ (Ich denke: Er will immer noch nach dem Weg fragen und möchte gern wissen, wen er da fragt. Zur Kompetanzabschätzung, sozusagen.)
– „Was studieren Sie, wenn ich fragen darf?“ – „Biochemie“ (Vielleicht fragt er nur bestimmte Studienrichtungen nach dem Weg. Eventuell bevorzugt er Geographen.)
– „Welches Semester?“ – „Zehntes“ (Langsam denke ich, dass er nicht mehr nach dem Weg fragen will.)
– „Haben Sie schon mal über Altersversorgung nachgedacht?…“ (Ahhh, jetzt bin ich mir sicher, dass er nicht an einer Wegbeschreibung interessiert ist.) Ich nicke.
– „Hätten Sie Interesse an einer Beratung. Wir sind eine unabhängige Vermögensberatung und bieten keine eigenen Produkte an…“ – „Nein!“ Dann zeigt er mit noch einen Kugelschreiber, auf dessen Clip der Name der Firma steht. Hombach, glaube ich. Oder Hornbach. Hab ich schon wieder vergessen.

Ich habe kein Interesse an einer Beratung. Schon gar nicht, wenn mich jemand einfach so auf der Straße anquatscht. Geht’s der Branche so schlecht, dass sie schon wie Bettler Leute auf der Straße ansprechen müssen? Normalerweise stehen die in der Mensa. Da tue ich dann immer so, als würde ich sie nicht sehen. Werde ich dennoch angesprochen, weise ich darauf hin, dass ich jetzt hungrig bin und gerne essen würde. Warum bin ich sonst in die Mensa gekommen?!

Überhaupt: Vermögensberatung. Dazu müsste ich erstmal ein Vermögen haben, was sich beraten ließe. Habe ich aber nicht. Bin nämlich nur Student. Ohne reiche Eltern oder zeitaufwändigen Nebenjob.

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