Tür an Tür mit der US-Armee

[…] ein deutscher Verbindungsoffizier [soll] direkt dem Büro des damaligen US-Kommandeurs Tommy Franks zugeordnet gewesen sein, der Informationen der zwei BND-Mitarbeitern in Bagdad weitergeleitet habe.

Der Zeitung [die New York Times] zufolge hat der deutsche Verbindungsoffizier der amerikanischen Seite insgesamt 25 Berichte übergeben und dabei 18 von 33 Fragen der US-Armee beantwortet. In acht Fällen handelte es sich um Informationen über irakische Polizei- und Armeeeinheiten in Bagdad.

(Süddeutsche Zeitung, 02.03.06)

Sollte sich dies bestätigen, dann kann Steinmeier seinen Hut nehmen und das Nein der Regierung Schröder/Fischer erweist sich im Nachhinein als Scheinheiligkeit.

Bei dem zitierten Bericht handelt es sich offenbar um den geheimen Bericht der Bundesregierung an das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG). Die um 200 Seiten entschärfte, um geheime aber wohl auch um die interessantesten Stellen reduzierte Fassung (PDF) ist öffentlich einsehbar. Wenn dem so ist, dann fragt man sich allerdings, wie die Mitglieder der CDU und SPD zu dem Schluss kamen, dass nun alles schön und gut und ein Untersuchungssauschuss nicht mehr nötig wäre? Da wollte man doch die unschönen Details der Zusammenarbeit zwischen BND/Bundesregierung und USA vor der Öffentlichkeit geheimhalten.

Andererseits muss sich der deutsche Journalismus fragen, ob er zu feige war, diese Details selbst ans Licht zu bringen. Die NYT gibt als Quellenangabe für das Papier einen deutschen Journalisten an:

A copy of the secret version of the parliamentary report was made available for viewing by a journalist in Germany to a New York Times reporter […]

Nachtrag: Olaf Scholz (SPD), Mitglied des PKG, meint, dass es sich beim Bericht der NYT um „olle Kamellen“ handelt. Mag ja sein, dass es für ihn als Mitglied des Kontrollgremiums ein alter Hut ist, für die Öffentlichkeit ist es das nicht. Wozu überhaupt streicht man solche Fakten aus dem Bericht heraus? Dass es einen Verbindungsoffizier gab, ist ja wohl kaum eine sicherheitsrelevante Information, die es zurückzuhalten gilt.

2 Gedanken zu „Tür an Tür mit der US-Armee

  1. Alexander

    Die Existenz eines BND-Verbindungsbeamten beim Kommando der US-Streitkräfte in Doha (Katar) ist seit Wochen kein Geheimnis mehr, seit längerem berichten Blätter wie der SPIEGEL oder die „Süddeutsche Zeitung“ über das Wirken des Mannes.

    Spiegel Online

  2. Tobias Beitragsautor

    Berichtet wurde wohl über den Verbindungsoffizier in Katar, aber immer mehr oder weniger dementiert. Oder seine Rolle wurde heruntergespielt. Bisher hat die Bundesregierung ja immer nur soviel zugegeben, wie nicht mehr zu leugnen war.
    Erst waren gar keine BND-Leute im Irak, dann kam das Eingeständnis.
    Erst wurden keine Zielkoordinaten weitergegeben, dann doch, aber nur zivile Ziele.
    Erst waren es nur wenige zivile Ziele, dann wurden daraus mehr und auch militärische Ziele.

    Das alles ist ein Eiertanz.

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