Susanne Osthoff in den Medien, zuletzt bei Beckmann. Für die einen ist sie eine Irre, für andere eine von den bösen Medien verfolgte Frau, die mutig ihren Presseverfolgern und den spießigen Deutschen die Stirn bietet und ihr Ding macht.
In den boulevardesken Medien herrscht erste Sichtweise vor, in der Blogosphäre letztere. Beide Ansichten sind meines Erachtens falsch. Einen der besten und ausgewogensten Kommentare zum Thema „Osthoff“ liefert Hans Leyendecker in der SZ.
Nachdem ich „Beckmann“ gesehen habe, muss ich weiterhin sagen, dass die Osthoff einen an der Waffel hat. Ihr penetrant zur Schau gestelltes Nichtangepasstsein nervt mich. Anders sein um des Anderssein willens. Es wirkt auf mich auch lächerlich, weil es aufgesetzt wirkt, weil es verkrampft aussieht, weil sie sich auch damit in Widersprüche verstrickt. Das wäre noch deutlicher geworden, wenn Beckmann es verstanden hätte nachzuhaken oder auf offenkundige Widersprüche eingegangen wäre, die sich in den verschiedenen Interviews der letzten Tage und innerhalb seines Gesprächs mit ihr ergeben haben:
- mal kannte sie den Fahrer, mal nicht;
- mal wissen die die Entführer, wer sie ist („Miss Susanne“), mal halten sie sie für eine israelische Spionin;
- mal redete sie mit den Entführern die dann erkannten, dass sie einen Fehler gemacht hätten und sie möglichst schnell und unversehrt (wegen islamischer Bürgepflicht etc.) zur deutschen Botschaft bringen wollen; ein anderes Mal hat sie ständig Todesängste ausstehen müssen;
- mal heißt es, sie spricht fließend Arabisch, dann führt sie mit Al-Dschasira ein Interview auf Englisch.
Im Grunde waren Osthoffs Entführer ganz liebe Leute als sie wussten, dass sie eine Muslimin mit Kind ist. Sie hat sich mit einem geheimen Spruch als eine eine der Ihren zu erkennen gegeben. Von da an wollten sie nur kurz überprüfen, ob sie wirklich keine israelische Agentin ist und dann wollen sie sie unter Gesichtswahrung möglichst schnell freilassen. Bitteschön, was soll der Quark. Hier redet sich die Frau ihre Welt aber schön. Man entführt dort unten keine Leute, um eventuelle Geheimdienstaktivtäten zu ermitteln. Man entführt sie, weil das Geld knapp wird für neue Waffen und da machen sich westliche Bürger immer gut als Devisenbeschaffer. Das weiß die Osthoff auch, aber sie will es nicht wahrhaben, dass ihre Entführer Kriminelle sind.
Es fällt auch nicht schwer, Ursachen dafür zu finden, warum sie so seltsam rüberkommt (ohja, ich spiele gerne mal den Westentaschenpsychologen). Die Osthoff kommt, es war nicht zu überhören, aus Bayern. Ziemlich biederes Heim, wie sie selbst erzählt hat. Da wollte sie raus. Also zieht das Landei möglichst weit weg und nicht nur im geographischen Sinn. Sie geht in den Nahen Osten, wird Muslime und heiratet einen Iraker. Von der Familie sagt sie sich los. Seitdem lässt sie nichts auf ihre neue Heimat und ihr neues Umfeld kommen. Alles dort unten im arabischen Raum ist toll. Die Araber sind toll, die haben „noch Blut in den Adern“ (Osthoff), die Gemeinschaft dort unten ist toll, Sitten und Gebräuche sind toll.
Dafür kann sie hier kein Applaus erwarten. Nun denn, also sind wir Deutschen alles Sesselpupser. Sie „erlebe täglich mehr als manch einer in 10 Jahren“. Wir könnten die Welt da unten eh nicht verstehen, dafür sind wir allesamt zu doof und engstirnig. Osthoffs Getue ist ähnlich arrogant wie das ich-weiß-alles-Gehabe von Peter Scholl-Latour. Ich lass mir viel erklären von der weiten Welt, aber nicht in einem oberlehrerhaften Ton.
Und nun wird sie ausgerechnet von Irakern entführt und bedroht. Gerade von denen, die sie als neue „Familie“ auserkoren hatte, wird sie nun enttäuscht. Meiner Meinung nach fällt es nicht schwer, diese Enttäuschung und Zerrissenheit in den Interviews zu erkennen.
Darum redet die Frau auch so wirr daher, so seltsam in Andeutungen und so schwammig. Das ist kein Zeichen von Aufregung, weil sie im Fernsehen sitzt. Sie ist es durch Job und Lebensweise gewohnt, mit fremden Menschen zu reden.
Achja: wer jetzt meint, es stünde mir nicht zu, über Osthoff zu urteilen: sie hat es sich zwar nicht ausgesucht, entführt und damit ins öffentlich bekannt zu werden, aber sie ist ins Fernsehen gegangen. Sie hat sich freiwillig vor Marietta Slomka, Antonia Rados und Reinhold Beckmann hingesetzt. Meinetwegen hätte sie einer Zeitung ein (Text-)Interview gegeben, damit die öffentliche Neugier befriedigt ist und wäre dann hingegangen, wo immer sie hingehen will. Hat sie aber nicht gemacht. Und wer sich ins Fernsehen setzt, muss damit leben, wenn man hinterher über sie urteilt, wenn man sich eine Meinung bildet.
Vielleicht kann man auch einfach nur sagen, dass Frau Osthoff eine nervige Person ist. So wie jeder im Alltag immer wieder auf nervige Menschen trifft. Nun hat es eine dieser Personen in die Öffentlichkeit bzw. in die Medien geschafft. Darum fällt es so auf, darum reden jetzt alle darüber. Ich ja auch.
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