Die Linke verursacht Veränderungsschmerzen

Wo waren eigentlich diejenigen, die jetzt „Die Linke“ für nicht koalitionsfähig in Hessen halten, die letzten 10, 15 Jahre? Haben die nicht über die Elbe hinweg Richtung Osten geguckt? Da gibt’s die unmöglichen Koalitionen schon seit Jahren (allerdings unter dem alten Parteinamen PDS).

Was soll also das Gejammere? Die politische Richtung der Partei muss ja nicht jedem gefallen, aber sie als Schmuddelkinder hinzustellen, mit denen man nicht spielen darf, ist albern. Die Parteienlandschaft hat einen fünften Mitspieler, der Veränderungsschmerz ist groß.

So groß sogar, dass auch die Medien gerne mitmachen. Da wird dann dem DKP-Mitglied Wegner, über die Liste der Linken in den niedersächsischen Landtag eingezogen, der Unsinn angedichtet, sie wolle die Stasi wiederhaben. Stasi und DKP – das passt so toll zusammen, dass nicht hinterfragt wird, was der NDR in die Worte von Frau Wegner reininterpretiert:

Ich denke…, wenn man eine andere Gesellschaftsform errichtet, dass man da so ein Organ wieder braucht, weil man sich auch davor schützen muss, dass andere Kräfte, reaktionäre Kräfte, die Gelegenheit nutzen und so einen Staat von innen aufweichen.

Oh, Wunder, ein Staat braucht einen Geheimdienst zur Verteidigung seiner inneren Ordnung. Wer darin einen Skandal sieht, der möge bitte den Verfassungsschutz abschaffen. Was Frau Wegner sonst noch so sagt (Vergesellschaftung der Produktionsmittel, Mauer sollte die DDR vor den Kapitalisten schützen) war erwartbar und reicht ebenso nicht für einen Skandal.
Am Ende – und weil eine Landtagswahl in Hamburg vor der Tür steht – glauben alle an die Mär von der DKPistin und der Stasi und Frau wird aus der Fraktion ausgeschlossen.

Frau Ypsilanti in Hessen möchte sich in Hessen auch mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin wählen lassen. Buuuh, das geht nicht, das ist Wortbruch, heißt es nun. Die Presse und die anderen Parteien schäumen, weil Ypsilanti Realpolitik macht. Wenn vor der Wahl alle Parteien alle Koalitionen außer der jeweiligen Wunschkoalition ausschließen, lässt der vermeintliche „Wortbruch“ nicht lange auf sich warten. Und wer den Parteien diese Ausschlüsse abnötigt, der wartet doch nur darauf, ihn hinterher als Lügner, Wortbrecher etc. hinstellen zu können. Der, der sich als erstes in Richtung Realität bewegt, bekommt diese Auszeichnung dann verliehen.

Die Fakten, der demokratische Menschenverstand spielen dann kaum noch eine Rolle. Die Wahlergebnisse erlauben nur die Große Koalition oder Koalitionen mit der FDP. Mit der Koch’schen CDU will Ypsilanti nicht (kann ich gut verstehen) und die FDP hat sich an die CDU gekettet und verweigert sich strikt jeder Dreikonstellation. Welche Alternativen bleiben dann noch? Man könnte das Volk solange wählen lassen, bis endlich die gewünschte Koalition möglich wird (wenn noch mehr Wahlmaschinen zum Einsatz kommen, klappt’s vielleicht sogar noch mit CDU/FDP) oder man geht das einzig verbliebene Bündnis ein: Rot-Rot-Grün.

In Hessen wurden 1985 auch die damals noch weitgehend als nicht koalitionsfähig eingestuften Grünen in die Regierung geholt (ja, genau, mit dem Joschka in Turnschuhen). Es wird Zeit, dass sich 23 Jahre später das gleiche mit der Linkspartei wiederholt.

2 Gedanken zu „Die Linke verursacht Veränderungsschmerzen

  1. Sven

    Bei dem derzeitigen Medien- und Politikerbild, das überall „Kommunisten“ sieht meint man sich derzeit geradewegs in die frühen 60-ger zurückversetzt. Oder in die McCarthy-Hysterie.

    Kommunisten gibt’s doch garnicht mehr. Bzw. laufen die bei Wahlen unter „Sonstige“ mit. LMPD u.ä..

    Das ist alles so lächerlich, und dafür kriegen die Geld. Von mir. Ich will das auch nach Liechtenstein tun. RWE & Co zahlen ihnen doch schon genug Gehalt (und für die tun sie ja auch was für’s Geld), das muss doch reichen.

  2. Pingback: Linke Normalität « Reflexionsschicht

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