Ok, das weiß eigentlich jeder, der ab und zu mal „Sabine Christiansen“ guckt, dass dort oft die gleichen Leute aus der Politik sitzen und dann eins, zwei sogenannte Experten.
Die Politiker, glaube ich mal, beachtet eh keiner. Die wiederholen nur am Sonntagabend das, was sie die letzte Woche über auch schon erzählt haben. Interessiert keinen, nimmt wohl kaum jemand mehr ernst. Umso wichtiger sind da die eingeladenen Experten. Sie umweht der Hauch der Unparteilichkeit und des Sachverstandes. Dann sind das vielleicht noch Professoren und schon glaubt der Sabine-Christiansen-Zuschauer, dass der Fachmensch doch Recht haben muss.
In der Praxis sieht das anders aus. Da gibt es eher wirtschafts- und marktliberale und dann eher linke Fachleute, die nicht gleich den Sozialstaat abschaffen wollen. Wie sieht es denn mit der Wichtung der Lager der eingeladenen Fachleute bei Sabine Christiansen aus? Das hat der Transparenzverein „Lobby Control“ jetzt in einer Studie untersucht.
Ergebnis: Sabine Christiansen hat eine Unwucht, die eingeladenen Gäste sind eher neoliberal. Ok, das Gefühl hatte ich beim Gucken bzw. Betrachten der Gästeliste auch oft. (Ja, ich hab Sabine Christiansen eine ganze Weile regelmäßig geguckt, Asche auf mein Haupt. Inzwischen geht mir das Geschwätz zumindest der Wirtschaftsthemen auf den Nerv.)
„Christiansen spielt die Stichwortgeberin für einen neoliberal geprägten Reformdiskurs“, ergänzt Heidi Klein. Insbesondere bei Sendungen zu wirtschaftlichen oder sozialstaatlichen Reformen kämen marktliberale Wissenschaftler deutlich häufiger zu Wort als ihre Kollegen mit alternativen Standpunkten. „Von den zehn Wissenschaftlern, die um ihre Expertenmeinung gefragt werden, stehen sieben in direktem Zusammenhang mit marktliberalen Organisationen oder Denkfabriken“, erläutert Klein.
Was für eine Mission die Gäste vielleicht noch haben könnten oder wessen Herren sie außer der Uni oder ihrem Hauptarbeitgeber sie sonst noch dienen, wird dem Zuschauer nicht mitgeteilt. Die Kenntnis über Think Tanks und ihre Einflussnahme ist in Deutschland eh noch wenig verbreitet, da will Sabine Christiansen auch gar nicht erst mit anfangen.
Neben der Unausgewogenheit des Gäste- und Themenspektrums bemängelt LobbyControl die fehlende Transparenz über die Hintergründe der Gäste. Verbindungen einzelner Gäste zu Denkfabriken und Kampagnen wie der Stiftung Marktwirtschaft, der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft oder Unternehmen z.B. aus der Versicherungsbranche würden nicht genannt. „Damit werden den Zuschauern wichtige Informationen vorenthalten, mit denen sie sich ein eigenes Bild von den vertretenen Positionen machen könnten“, kritisiert Ulrich Müller.
Der „Spiegel“ hat es vorgemacht. Dort gibt es seit 10 Jahren auch nur neoliberale Rezepte verordnet.