Das Wochenende mit seinem schlechten, regnerischen Wetter bot sich ja geradezu an zum fernsehen. Das haben wir dann, neben Keller ausmisten, auch getan.
Auf Arte und dem RBB lief gestern 24 Stunden lang die Doku „24 h Berlin – Ein Tag im Leben „. Eine Dokumentation, 1440 Minuten lang, über einen Tag im Leben von Menschen in Berlin.
Die Doku zieht einen in den Bann. Der besondere Reiz an die 24-Stunden-Echtzeit-Doku ist die Gleichzeitigkeit des Guckens und die Handlung in der Doku selbst. Wenn es 10.30 Uhr in der Realität ist, ist es bei den Menschen in der Reportage auch gerade 10.30 Uhr. Faszinierend.
Auch ohne die Gleichzeitigkeit ist die Doku an sich ein Highlight. Der Film räumt den Protogonisten breiten Raum ein, beobachtet sie, lässt sie zu Wort kommen, hört ihnen zu, aber stellt sie nie bloß; die Kamera hat den Blick für Details. Die Off-Kommentare sind zurückhaltend, erklären die Szenerie oder die Location, fassen zusammen, leiten über. Es ist nie Gelaber. Und es sind gute Sprecher, besonders gefallen hat mir Axel Milberg mit seinem lapidar-ironischen Unterton.
Dazu kommt eine gute Musikuntermalung (auch wenn die chillige Synthie-Musik nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte), die Szenen werden gut miteinander verwoben, statt schneller Schnitte gibt es eher lange Szenen. Zur Überleitung sehen wir Szenen aus der Stadt, Menschen die Auto oder Rad fahren, laufen, essen, trinken oder wir sehen Berlin aus der Vogelperspektive. Auch die halbstündlichen „Nachrichten“ mit den teilweisen kuriosen Statistiken lockern auf. Einzig die selbstgedrehten Videoclips hätte ich jetzt nicht haben müssen.
Alles in allem ist es eine sehr stimmige, sehr schöne Dokumentation eines Tages in Berlin und der Menschen in dieser Stadt geworden. Schön, dass Arte und der RBB für 24 Stunden ihr übliches Programmschema über den Haufen geworfen haben, um diese Doku zu zeigen.
Wer’s verpasst hat, kann ab heute abend auf RBB sechs mal je vier Stunden sehen. Oder es kann sich die Videostreams angucken, leider nur in mäßiger Bild- und Tonqualität. Hinweise auf eine DVD konnte ich bisher noch nicht finden.