Bundespräsident Gauck arbeitet weiter an Militarisierung der deutschen Außenpolitik

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz hat die Neuausrichtung der deutschen Außenpolitik begonnen – hin zu mehr militärischer Gewalt. Für Gauck ist Thema offenbar keine Eintagsfliege. Jetzt hat er der Deutschen Welle ein Interview gegeben, das den gleichen Tenor hat wie seine Rede in München.

Im Ernstfall bedeute die Verantwortung aber auch, in Absprache mit der internationalen Gemeinschaft Soldaten zu entsenden. „Dieses erwachsene Deutschland, das ein Garant für Stabilität und Demokratie ist, darf sich nicht verstecken.“ Es sei nicht gut, wenn Waffen sprechen, betont Gauck, „aber manchmal ist es noch schlechter, wenn die Guten ihre Waffen verstecken und den Bösen ihre Waffen lassen.“

Sind wir also wieder in den Kategorien „Gut“ und „Böse“ angekommen. Nicht lange her, da war diese naive Einordnung in Deutschland und Europa verlacht worden, als George W. Bush seine religiöse Kleingeistigkeit hinter dem Begriff „Achse des Bösen“ versteckte. Gut und Böse – das scheint irgendwie bei den Bibeltreuen ein anerkanntes Denkmuster zu sein.
Interessant auch, wie er weiter am Neusprech für dieses Wendemanöver arbeitet. Es ist viel von „Verantwortung“ übernehmen die Rede oder dass wir uns „nicht verstecken“ oder „nicht kleiner machen“ sollten als wir sind. Ganz so, also wüchse aus einer ökonomischen Kraft gleichfalls die Pflicht zur militarisierten Außenpolitik. Eigentlich hätten wir gemessen an unserer Größe schon längst militärisch mitmischen müssen in der Welt. Aber – leider, leider – stand uns da unsere Geschichte im Weg. Nun aber war Deutschland lange genug im Abklingbecken für ehemalige Diktaturen und jetzt endlich können wir mitspielen.

Bisher dachte man ja immer, Deutschland wirklich gelernt aus der Geschichte – nicht nur aus seiner eigenen Geschichte. Gelernt, dass Krieg nie die Lösung ist, dass es die Lösung nur verzögert und eine Lösung immer politisch passieren muss.
Und natürlich machen wir das nicht alles allein, nein, nein, sondern im Verbund mit anderen. Als wenn es dadurch besser wäre. Ein Raubüberfall wird nicht weniger schlimm, wenn man ihn in einer Gruppe Gleichgesinnter unternimmt. Und „in der Regel“ (!) passiert das auch mit einem Mandat.

Achja, in den deutschen „Qualitätsmedien“ wurde Gaucks Rede positiv aufgenommen. Sagt Dagmar Engel, Interviewerin und Leiterin des dw-Hauptstadtstudios. Nur abseits dieser Qualität, also z.B. in gammeligen Blogs wie diesem hier, da gab es Kritik. Da wurde Gaucks Rede in einer Linie mit Kaiser Wilhelm gesehen. Ganz viel Hurra zu einer stärkeren militärischen Rolle Deutschlands in der Welt von seiten der Öffentlichkeit und der veröffentlichten Meinung gab es schon mal: vor 100 Jahren. Insofern bin ich dann gerne kein „Qualitätsmedium“.

Ein Gedanke zu „Bundespräsident Gauck arbeitet weiter an Militarisierung der deutschen Außenpolitik

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