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Readers Edition – wie gehts weiter?

Die Readers Edition (RE) ist nun wirklich kein Selbstläufer. Das Citizen-Journalismus-Projekt kämpft seit dem Start mit geringer Beitragsdichte und mangelnder Bedeutung. Nur ganz, gaaanz selten stoße ich beispielsweise in Blogs auf einen verlinkten RE-Beitrag. Die Artikel der RE sind nicht Fisch und nicht Fleisch. Sie haben nicht die Relevanz von „klassischen“ Medien und nicht die persönliche Note von Blogeinträgen. Sie liegen irgendwo dazwischen, dort, wo es uninteressant ist. Die Nachrichtenbeiträge sind wegen ihrer Bemühung um Distanz und Ausgewogenheit langweilig oder man hat sie anderswo schon früher und besser gelesen. Die Kommentare sind selten pointiert oder bissig.
Kurzum: Es lohnt sich nicht, die RE zu lesen.

Felix Schwenzel ist vor einiger Zeit schon mal näher auf die Probleme der RE eingegangen:

ich sehe zwei versäumnisse der netzeitung:

* masse schaffen, eine breite userbasis
* anreize schaffen für die RE zu schreiben
* themen und hilfestelllung vor dem schreiben leisten und so zum schreiben animieren

Man scheint sich der Probleme bei der RE auch innerhalb der RE bewusst zu sein und thematisiert das selbstkritisch in einem Beitrag:

Nach dem Wechsel der Projektleitung steht das im Juni 2006 mit großem Applaus gestartete Projekt Readers Edition der Netzeitung am Scheideweg.

Wie kann es gelingen, »20 Millionen Mitarbeiter« zu gewinnen, wenn nach einem halben Jahr kaum 150 Autoren jeweils mehr als vier Artikel veröffentlicht haben? Sollen professionelle Autoren angesprochen und motiviert werden, um die wenigen aktiven Moderatoren, die sich zeitaufwändig mit Schreibversuchen von Laien abmühen, zu entlasten? Soll es redaktionsähnliche Strukturen geben mit Zuständigkeitsbereichen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten? Wo liegen die Schmerzgrenzen beim Qualitätsbegriff? Wer ist die Zielgruppe der Online-Publikation, und wie ist ihr Verhältnis zu Blogs?

Die zentrale Frage lautet (wie bei Felix Schwenzel) auch für mich: Warum sollte ich (oder allgemein: man) für die RE schreiben, was bringt mir das? Schreibe ich hier etwas in mein Blog, dann ist das meins. Die Aufmerksamkeit für einen vielleicht gelungenen Artikel gehört dann mir. Schreiben wir nicht alle auch ein bisschen für das eigene Ego?

Die RE ist keine Marke, hat keinen Ruf, es fehlt der Anreiz, für sie zu schreiben. Man muss also die Schreiberlinge da draußen dazu bringen, interessante Texte lieber in die RE zu schreiben als ins eigene Blog (oder für sich zu behalten, indem sie gar nicht schreiben). Dazu braucht die RE einen Ruf, dass man dort Aufmerksamkeit bekommt. Die Leserzahlen der RE dürften die eines kleinen Blogs wie dem meinigen hier bei weitem übertreffen. Aber die Relevanz ist nach wie vor bescheiden. Es interessiert wohl keinen, wenn man für die RE schreibt.

Mal ein Beispiel: Jörg-Olaf Schäfers schreibt seit Wochen (zusammen mit Don Alphonso) über das StudiVZ und gräbt dabei nach und nach weitere Probleme und Fehler beim Studentennetzwerk aus. Das beschert ihm ordentlich Traffic, Aufmerksamkeit in der Blogosphäre und darüber hinaus. Ich gönne ihm den Besucherstrom voll und ganz, denn er schreibt ein interessantes Blog (war eines meiner ersten Blogs im Feedreader) auch über das StudiVZ-Thema hinaus. Jetzt sieht er sein Blog wachsen und gedeihen, die Leserzahlen werden auch nach dem Abebben der StudiVZ-Welle höher sein als vorher. Er kann sich weiterhin über Interesse und Aufmerksamkeit an seinen Texten freuen.
Aber stellen wir uns jetzt mal vor, Jörg-Olaf hätte seine StudiVZ-Recherchen nicht auf seinem Blog sondern in der Readers Edition veröffentlicht. Was hätte er davon gehabt? Für die RE wäre das fraglos ein Knaller gewesen und vielleicht sogar der Durchbruch. Für Jörg-Olaf hätte es wohl gar nichts gebracht. Außer der Gewissheit, die RE kräftig gepusht zu haben.

Die RE möchte jetzt die Phase zwei zünden:

Phase zwei heißt Weiterentwicklung der Website als die führende deutschsprachige Citizen-Journalism-Plattform. Wir wünschen uns natürlich mehr Beiträge, wollen den Prozess vom Einstellen von Beiträgen bis zum Veröffentlichen beschleunigen, also die Fakten-Kontrolle und den Redaktionsarbeit für die (ehrenamtlichen) Moderatoren einfacher und attraktiver machen sowie Autoren mehr Hilfe anbieten bei der Recherche und beim journalistischen Schreiben.

So richtig visionär klingt das noch nicht. Es gibt schon mal ein Konzeptweblog, in dem Ideen unter Anleitung von Hugo E. Martin ausgebrütet werden sollen. Ich hoffe, man packt den Punkt „Anreizstrukturen schaffen“ an und findet dafür ein Lösung. Ich habe leider keine.

[via: basicthinking]

Nach dem Amoklauf: verbieten statt nachdenken

Das war abzusehen nach dem Amoklauf von Bastian Bosse in der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten: Ballerspiele sollen verboten werden. Das war so sicher, wie nach dem Blitz der Donner kommt. Und genauso viel Substanz steckt in dieser Forderung auch drin.

Wieder einmal wenn es komplex oder gar komplizert wird, wählt die Politik die Einfachheit und reduziert den Amoklauf auf Ego-Shooter. Wieder einmal zeigt sich die Unfähigkeit von Politikern für komplexe Ursachen, für die es nicht unbedingt eine schnelle oder überhaupt eine Lösung gibt.

Dabei hat der Amokläufer seine Motivation selbst in einem Abschiedsbrief beschrieben: er wollte Rache üben an seinen Mitschülern, die ihn gemobbt haben, so dass er sich als Verlierer fühlte:

Man hat mir gesagt ich muss zur Schule gehen, um für mein leben zu lernen, um später ein schönes Leben führen zu können. […]

Das einzigste was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe war, das ich ein Verlierer bin. […] Ich merkte mehr und mehr in was für einer Welt ich mich befand. Eine Welt in der Geld alles regiert, selbst in der Schule ging es nur darum. Man musste das neuste Handy haben, die neusten Klamotten, und die richtigen „Freunde“. hat man eines davon nicht ist man es nicht wert beachtet zu werden. Und diese Menschen nennt man Jocks. Jocks sind alle, die meinen aufgrund von teuren Klamotten oder schönen Mädchen an der Seite über anderen zu stehen. Ich verabscheue diese Menschen, nein, ich verabscheue Menschen.

[…]

Ich habe in den 18 Jahren meines Lebens erfahren müssen, das man nur Glücklich werden kann, wenn man sich der Masse fügt, der Gesellschaft anpasst. […]

[…]

Ich will R A C H E !

[…]

Seit meinem 6. Lebensjahr wurde ich von euch allen verarscht! Nun müsst ihr dafür bezahlen!

Aus diesem Brief lässt sich doch allerhand extrahieren. Natürlich passt das nicht in eine Schlagzeile oder in ein 30-Sekunden-Statement. Lösungen lassen sich auf die Schnelle schon gleich gar nicht präsentieren. Er hat sich von seinen Mitschülern, von der Gesellschaft, vom Leben gefickt in den Arsch getreten gefühlt. Die Konsumgesellschaft verantwortlich zu machen oder die Arschlöcher in der Schule, die immer die besten Mädels abkriegen (welcher Junge kennt das nicht?), ist genauso naiv wie die Ballerspieltheorie.

Da ist jemand ausgetickt. Lässt sich nie ganz verhindern. Auch wenn man es noch schwieriger macht, an Schusswaffen heranzukommen. Dann nimmt er das nächste Mal halt eine Machete oder sonstwas.

Man könnte aber das Thema Mobbing an der Schule im Unterricht thematisieren. Alles mögliche wird uns in der Schule beigebracht, wie wir aber mit unseren Mitmenschen umgehen sollen, dass sollen wir so en passant mitlernen. Warum reden wir in der Schule, in der Gesellschaft nicht häufiger darüber, wie wir miteinander umgehen wollen? Wie gehen wir mit denen um, die sich als Verlierer fühlen? Wen stellen wir ihnen zur Seite? Warum kommen Psychologen erst dann in die Schule, wenn die Kugeln geflogen sind?

Harald Schmidt sinkt tief

Wie schlecht geht es eigentlich Harald Schmidt, dass er sich für die saublöde neue Kampagne des Media Markt hergegeben hat? Schmidt spricht dabei das Schwein in diesen nervtötenden Spots.

Am Rande: der Regisseur der Spots, Arne Feldhusen, ist kein Grimmepreisträger. Er hat zwar bei der Serie „Stromberg“, die 2006 mit einem Grimmepreis ausgezeichnet wurde, Regie geführt, Feldhusen selbst ist aber keiner der Preisträger.

Dann recherchiert halt mehr!

Gefährlich leben Journalisten hierzulande zwar nicht – doch ihre Arbeit wird in der Tat behindert: Die Politik hat ein System des Tricksens und Täuschens etabliert. Bei Themen wie dem Anti-Terror-Kampf wird vertuscht und gelogen.
[…]
Klar ist, dass in Deutschland kein Journalist den Tod fürchten muss. Allerdings hat sich in der Politik ein System eingeschlichen, das mit verweigerten Stellungnahmen bis hin zur konkreten Falschinformation agiert. Dieser Politikapparat setzt die Presse nicht mit Gewalt unter Druck, er schüchtert sie auch nicht ein. Regierung und Behörden informieren jedoch nur so, wie es ihnen gerade passt.
(Spiegel Online, 24.10.06)

Ich dachte immer, an dieser Stelle begänne der eigentliche Journalismus, der investigative nämlich. Auf offizielle Pressemitteilungen warten und diese dann umschreiben – das allein kann ja wohl kein Journalismus sein. Seltsam, dass dieses Gejammer über schlechte Informationspolitik der Regierung vom ehemaligen „Sturmgeschütz der Demokratie“ kommt.
Und: Hat sich da was „eingeschlichen“? War es nicht schon immer so, dass Behörden und Regierungen versucht haben, Dinge zu vertuschen, wenn sie schiefgelaufen sind?! Was ist denn daran neu?

Gerade wenn von den Behörden kaum Informationen kommen, dann muss man erst recht nachbohren, muss der Öffentlichkeit klar machen, dass gelogen und getrickst wird. Dann muss man hart recherchieren und die Ergebnisse auch ohne offizielle Bestätigung veröffentlichen.

Stattdessen wird vielfach Kuscheljournalismus betrieben. Gerade auch beim Spiegel. Wann hat denn der Spiegel das letzte Mal eine große Affäre ins Rollen gebracht?
Statt ein Personaltheater mitzuinszenieren, sollte sich der Journalismus wieder auf die Beschreibung, Erläuterung und Einordnung von Vorgängen, deren Zielen und (Un-)Nutzen verpflichten. Das verlangt aber Recherche und weniger das Abwarten auf öffentliche Verlautbarungen. Wie der Hund hinter dem Stöckchen, so springt die Presse jedem hingeworfenen Brocken hinterher, mit Detailfragen und Personaltheater wird vom großen Ganzen abgelenkt. Letztes Beispiel: Gesundheitsreform. Wurde denn bei all dem Hin-und-Her und Wer-gegen-Wen noch nach dem Nutzen, nach dem Sinn der Reform gefragt?

Gerade der in dem SpOn-Artikel erwähnte sog. „Anti-Terror-Kampf“ ist ein gutes Beispiel dafür. Es sind doch nur wenige Journalisten, die da die Maßnahmen noch hinterfragen. Und wenn überhaupt, dann reicht die Kritik nur bis zum nächsten (vereitelten) Anschlag. Dann wird die Frage nach der Sinnhaftigkeit von vermeintlichen Abwehrmaßnahmen nicht mehr gestellt. Dann stehen die Journalisten Seit‘ an Seit‘ mit den sog. Sicherheitspolitikern.

Natürlich wird man nur auf Schnittchen- und Häppchenpartys eingeladen, wenn man Politikern nicht ans Bein pinkelt:

Gemeinsam mit Politikern und Hauptstadtjournalisten feierte Ulrich Wilhelm am Montagabend den Abschied des Fernsehjournalisten Volker Jacobs […].

Man kennt sich, man mag sich – man lässt sich in Ruhe. Investigativer oder wenigstens krititischer Journalismus sieht für mich anders aus. Mit wem man gut Freund bin, den kritisiert man nicht oder nicht so stark. Da guckt man vielleicht auch nicht so genau hin.

Und wenn man mehr Behördenoffenheit fordert, warum waren dann das Informationsfreiheitsgesetz oder das Verbraucherinformationsgesetz kaum ein Thema in der Presse? Beide Gesetze – je offensiver gegen sog „Amtsgeheimnisse“ ausgelegt, desto besser – würden auch das Recherchieren erleichtern.

Bildblog und die Dieckmann-Fotoaktion

Die Bildblogger schlagen zurück. Fotografiert Kai Dieckmann! heißt die Aktion und soll eine Replik auf die Bild-Leserreporter und die Nichtachtung der Privatsphäre prominenter Leute im Allgemeinen in der Blöd-Zeitung sein. Die Leser des Bildblog werden dazu aufgefordert, den Bild-Chefredakteur

in Badehose am Strand oder in einer Bäckerei oder auf dem Parkplatz oder am Flughafen oder im Flugzeug oder eingenickt im Flugzeug oder beim Shopping oder beim Nase-Bohren nachdenklich oder frischverliebt auf Sylt oder mit seiner Familie aus einem Nobel-Restaurant kommend oder in einer Tankstelle oder beim Italiener oder bei der Arbeit oder ganz ungeschminkt oder ganz entspannt mit einem Bierchen in einer Bar oder beim Pinkeln beim Pinkeln oder oder…

zu fotografieren und dann die Bilder einzuschicken. Die „besten“ davon sollen dann ausgewählt und veröffentlicht werden.

Die Blogosphäre beschäftigte sich entsprechend mit dem Thema. Manche fanden die Aktion gut, andere werfen dem Bildblog vor, sich auf Bild-Niveau herabzubegeben. Die Gutfinder meinen, Dieckmann hätte es nicht anders verdient und man muss gegen die Bildzeitung mit entsprechend scharfen Waffen vorgehen. Die Nicht-Gutfinder meinen, auch Onkel Dieckmann habe ein Persönlichkeitsrecht, dass man nicht mit Füßen treten sollte, auch wenn er es mit seiner Bildzeitung jeden Tag tut, man darf nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, man kann sich nicht über die Leserreporter echauffieren, um sie dann selbst auf Dieckmann zu hetzen.

Im ersten Moment war ich auch einer der Nicht-Gutfinder, aus den genannten Gründen. Je mehr ich darüber gelesen habe und je länger ich darüber nachdenke, dann ist es keine Aktion der Marke „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.

Es ist ein doppeltes Experiment: Wir wollen sehen, was für Fotos man auf diese Weise bekommen kann. Und wie Kai Diekmann damit umgeht, wenn er sich der gleichen Aufmerksamkeit ausgesetzt sieht, wie sie dank der Aufrufe seiner Zeitung andere Prominente ertragen müssen.

Wir werden im Gegensatz zu “Bild� mit eventuellen “Schnappschüssen�, die wir bekommen, verantwortungsvoll umgehen.
(beide Zitate von Stefan Niggemeier beim Blogruf)

Natürlich haben wir mit kritischen Reaktionen auf die BILDblog-Aktion „Fotografiert Kai Diekmann!“ gerechnet. Diese Debatte ist eines ihrer Ziele. Aber in vielen Fällen erscheint mir die Kritik bislang sehr reflexhaft.

Als ob es einen Konsens gebe, dass solche Fotos von jemandem, die nicht bei offiziellen Auftritten entstehen, eigentlich unzulässig sind. Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt einen breiten Konsens in unserer Gesellschaft, jenseits irgendwelcher Gesetze, dass solche Fotos zulässig sind. Dass Prominente sich sowas gefallen lassen müssen. Alle Medien sind voll von solchen Aufnahmen, nicht nur „Bild“. Auch der „Stern“, die „Bunte“, ARD und ZDF, die Boulevardmagazine der Privatsender. Das ist nichts besonderes mehr, das ist Alltag, ob mir das gefällt oder nicht. (Mir gefällt es nicht.) So zu tun, als sei diese Art von Fotos geächtet und nur das vermeintliche Schmuddelblatt „Bild“ würde sich darüber hinwegsetzen, ist absurd.
(beide Zitate bei Stefan Niggemeier selbst)

Es ging also darum, eine Debatte anzustoßen. Nicht nur über die Bildzeitung oder über die Leserreporter oder die Blödzeitung und ihren Schmuddeljournalismus oder über Kai Dieckmann. Es geht m.E. erstens darum, wie normal es die meisten doch finden, wenn Prominente in der Öffentlichkeit in privaten Situationen fotografiert werden. Denn was unterscheidet eigentlich Dieckmann von den vielen Prominenten, die ein Anrecht auf Privatheit* haben? Eigentlich gar nichts. Und doch erregt der Aufruf, Dieckmann zu fotografieren ungleich mehr die Gemüter als die tägliche Fotografiererei durch professionelle Paparazzi oder Leserreporter.
Die „etablierte“ Presse, die Teil des Problems ist, hat bisher nur wenig auf die Aktion der Bildblogger reagiert.

Zweitens geht es wohl auch darum, Dieckmann eins auszuwischen und unter Druck zu setzen. Vielleicht will man sogar eine Klage provozieren, in deren Verlauf sich Dieckmann öffentlich von den Richtern sagen lassen muss, dass er für sich keine Rechte einklagen kann, die er anderen nicht zugesteht.

Und vielleicht geht auch darum zu gucken, zu welchen Stalking-Fähigkeiten die Bildblogleser in der Lage sind. Ob sie Dieckmann wirklich in kompromittierenden oder wenigstens peinlichen Situationen erwischen können. Wenn wirklich Bilder von Dieckmann im Bildblog erscheinen sollten, traue ich den Bildblogger soviel Verstand zu, dass sie sich eben nicht auf der Bildniveau runterziehen lassen und höchstens banale Alltagsbilder von Dieckmann zeigen werden. Genauso banal nämlich, wie das meiste der Promibildchen auch.

* Es gibt da natürlich auch eine Sorte Prominenter, die nur zu gern ihr Privatleben in der Boulevardpresse ausbreiten, um im Gespräch zu bleiben. Nur wenn es gerade im Privatleben nicht gut läuft, dann wollen sie die Presse plötzlich ausperren. In solchen Fällen ist die plötzliche (Wieder-)Entdeckung der Privatheit grenzwertig und nicht so recht einzusehen.

Spiegel Online und Korea

Mittlerweile gibt es Zweifel am erfolgreichen Atomtest Nordkoreas. Das ist eine interessante Wendung, könnte uns allen Nordkorea doch verarscht haben. Das hat man auch überall kapiert und berichtet darüber.

Bei Spiegel Online dominieren nach wie vor reißerische Überschriften und Teaser:

spon korea

Neben einer sozialistischen Propagandazeichnung, auf der ein roter Soldat den US-amerikanischen Kongress zerstört, präsentiert SpOn keinen Artikel, der die Wendung im Bedrohungsszenario zum Thema hat. Stattdessen „neue Drohungen aus Nordkorea“, Drohung vor „Zündung einer Atomrakete“, „Angst“ vorm „Atombasar“ usw. usf. Stimmungsmache statt Information: Nordkorea ist der nächste böse Bube und wir müssen jetzt alle ganz dolle Angst haben. Erst in den Artikel selbst wird es seriöser und ausgewogener. Außenpolitik war bisher nach meinem Empfinden eher noch die Stärke von SpOn. Zum Thema Nordkorea fehlen mir aber hier Einordnungen und Einschätzungen, auch von Fachleuten, die sich mit dem Land und Atomwaffen auskennen.

Spiegel Online fällt mir immer häufiger negativ auf mit seiner Berichterstattung. Die Überschriften werden boulevardesker, tendenziöser, reißerischer. Die Artikel sind immerhin manchmal besser als die Überschriften vermuten lassen. Das Girl meint, SpOn sei geschwätzig. Ja, das trifft es wohl ganz gut. Belanglosigkeiten, Skandalisierungen, Dramatisierungen und Boulevard.

Post vom Alki

Neulich noch wünschte sich Wagner mehr Frauen wie seine Mutter: Trümmerfrau, sexlos und spaß- und freizeitarm. Frauen, die einfach nur Mütter sind.

Jetzt allerdings ändert sich Wagners postulierter Frauengeschmack dramatisch: er wünscht sich ein Frau die raucht und säuft – so wie selber.

Ich jedenfalls liebe Frauen, die fluchen, die zu viel trinken, zu viel rauchen. Ich liebe Frauen, die so sind wie ich.

Prost!

Papst von Muslimen missverstanden?

Mal wieder große Aufregung, der Papst zieht angeblich über die Muslime her. Er hat eine Rede gehalten vor Wissenschaftlern und diese Rede ist ein theologischer Exkurs. Also was von einen Fachmann gerichtet an Fachmänner.

Das lässt sich wohl schnell missverstehen. Man kann den Papst wohl auch anders verstehen, das klingt dann aber schnell sehr nach einem theologischen Seminar. Herbert A. Gornik, Fachmann für Religion beim Deutschlandfunk, erklärte (.mp3) vorhin im Deutschlandfunk, wie man die Papstworte noch verstehen kann. Nämlich ganz anders. Als eine kritische Anmerkung zu Gewalt in Religionen, in jeder Religion, auch dem Christentum.

Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man die Papstworte nun richtig verstehen sollte. Theologie ist nun wirklich nicht mein Gebiet und ich möchte mich auch nicht für den Papst in die Bresche werfen. Wollte hier auch nur eine andere Sichtweise präsentieren. Falls gleich wieder der Kampf der Kulturen ausgerufen wird.

Jörg-Olaf im Haifischbecken

Da ist er aber tapfer ins Haifischbecken gesprungen, der Jörg-Olaf. Im Becken tummeln sich gefräßige Gegner GEZ-Gebühren-Erhebung auf PCs.

Ich spring zwar nicht mit ins Becken, aber vom Beckenrand aus rufe ich ihm zu: ja, du hast recht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehört auch ins Internet. Die Infoangebote der Privaten kann man knicken und nur SpOn will man ja auch nicht lesen. Gerade das Angebot der ARD und der Stream fast aller ö-r Radiosender rechtfertigt die Radio-GEZ-Gebühr für PCs. Sollte es beim Fernsehen mal ähnlich sein. Ich halte die ganze Debatte ansonsten für reichlich aufgeblasen, denn kaum jemand muss mehr bezahlen als zuvor.

Eva Herman wird zerpflückt

Eva Herman lässt mich irgendwie nicht los. Heute nacht habe durch Zufall Johannes B. Kerners Wiederholung der Sendung mit Eva Herman gesehen. Eva Herman und Kerner – kann ja eigentlich nur eine nette Plauderei sein über ihr neues Buch und den Cicero-Artikel. Kerner ist nicht dafür bekannt, unbequeme Fragen zu stellen. Wenn es ernst wird, zieht er sich ja meistens auf seine „Man wird ja wohl mal fragen dürfen“-Position zurück und damit die Schärfe aus jeder Debatte auch gleich wieder heraus.

Aber diesmal – nein. Kerners Redaktion hatte ihrem Chef diesmal 4 Gäste an die Seite gesetzt, die Lust auf Konfrontation und Freude am offenen Disput hatten: Kim Fischer, Renan Demirkan, Prof. Gertrud Höhler und als Quotenmann Michael Jürgs.

Alle vier hatte ihre Rolle: Kim Fischer als Enddreißigerin ohne Mann und Kind, Renan Demirkan als streitbare berufstätiger Mutter, Gertrud Höhler für den gehobenen Sachverstand und die gepflegte Diskussion und Jürgs eben als Quotenmann. Nach einem eher harmlosen und banalen Einstieg durch Kerner, bei dem sich die Diskutanten auch weigerten, näher drauf einzugehen, ging es dann munter zur Sache. Doch dann wurde die Diskussion sehr munter. Keiner der 4 Gäste mochte Hermans Thesen teilen oder verteidigen, Frau Herman stand auf ziemlich verlorenen Posten.

Kluge Argumentationen statt Gefühltem kam dann auch in erster Linie von Gertrud Höhler, die sich mit dem Thema „Frau in der Gesellschaft bzw. Berufswelt“ schon länger beschäftigt als Frau Herman. Allerdings mit der diametral anderen Ansicht, nämlich dass Frauen gerade wegen ihrer Andersartigkeit in die Berufswelt gehört, für diese sie aufgrund höherer sozialer Kompetenz vielfach besser geeignet ist und eine Bereicherung darstellt. Sie warf Frau Herman vor, ein „Jammerbuch“ geschrieben zu haben. Statt die Frau zu Hause einzusperren und der beruflichen Männerwelt vorzuenthalten, wolle sie lieber mehr gute Kinderbetreuungsmöglichkeiten, um eben das offenkundige Karrierehemmnis „Kind“ zu entschärfen.

Jürgs sprach von einem Buch, mit dem sich Frau Herman offenbar einer Selbsttherapie unterzogen habe und von missionarischer Ereiferung. Besonders Frau Demirkan wandte sich gegen die Verallgemeinerung im Buch, dass Frau Herman für alle Frauen spräche.

Frau Herman geriet ziemlich unter Druck. Ihre Argumente, besonders aber ihre Schlussfolgerungen, ihre Ursachenanalyse bestehender gesellschaftlicher Gegebenheiten und ihre Lösungsansätze dafür, wurden ihr zerpflückt, die Widersprüchlichkeit und Dummheit gezeigt.
Fast zum Ende, beinahe schon resigenierend, zog sich Frau Herman darauf zurück, dieses Buch geschrieben zu haben, weil sie „die Wahrheit“ erkannt habe. Es ist also ein missionarisches Buch.

Ein Stream der Sendung ist auf den Seiten des ZDF verfügbar.